Stationierte Fliegerkräfte

Die ersten Fliegerkräfte wurden in und bei Stolp erst im Zuge des I. Weltkriegs stationiert. Zu dieser Zeit waren die Luftstreitkräfte noch dem Heer und der Marine unterstellt. Eine Luftwaffe entstand als eigene Teilstreitkraft erst 1935.

Eine Beschreibung der Flugplätze finden Sie unter Militärische Infrastruktur.

Detaillierte Informationen über die in Stolp stationierten Fliegerkräfte sind für die Zeit des I. Weltkriegs und dann bis 1933 sehr spärlich vorhanden. Erst für die Zeit des II. Weltkrieg findet man umfangreichere Angaben. Die folgende Aufstellung der Truppenteile bleibt daher lückenhaft.

 

Flugplatz Stolp-West

 

Während des I. Weltkriegs befand sich auf dem Flugplatz eine Fliegerfunker-Lehrabteilung [1] und eine „Fliegerbeobachter-Schule“.

 

Für die Zeit 19.09.1919–04.05.1920 wurde die Truppenfliegerstaffel 2 in Stolp-West erwähnt [2]. Über die Truppenfliegerstaffeln unmittelbar nach dem I. Weltkrieg ist fast nichts zu finden. Nach dem Versailler Vertrag durfte Deutschland ab dem 1. Januar 1921 nur noch ein Heer von 100.000 Mann unterhalten. Luftstreitkräfte waren insgesamt verboten. Aber zwischen dem Ende des Krieges und bis in das Jahr 1923 hinein bestanden noch sogenannte Freikorps, die wie normale Truppenteile bewaffnet waren. Es ist also denkbar, dass die Truppenfliegerstaffeln Teil der Freikorps waren.

 

24.08.1939–02.09.1939 4./Trägergruppe 186 mit Sturzkampfbombern Junkers Ju 87B ausgerüstet. Die Trägergruppe 186 unterstand der Marine und war für den Flugzeugträger Graf Zeppelin vorgesehen. Da der Bau des Trägers 1940 eingestellt wurde, verwendete die Marine die Staffeln der Trägergruppe anderweitig [3].

 

16.01.1940–1940 2. Staffel/Jagdfliegerschule 3. Der Heimathorst der Jagdfliegerschule war jedoch der Flugplatz Stolp-Reitz [4].

 

Juli 1940–September 1940 Fliegerschützenschule 1. Der erste Kommandeur war Major Josef Segschneider. Die Schule wurde später umbenannt in Bordschützenschule 1, die aus 3 Gruppen bestand. Die III. Gruppe wurde am 1. Februar 1943 nach Stolp-Reitz verlegt. [5].

 

Dezember 1940–März 1941 Ergänzungsstaffel/Sturzkampfgeschwader 2 "Immelmann". Die II. Gruppe des Geschwaders war in Stolp-Reitz stationiert [4].

 

15.10.1944–14.11.1944 7. Staffel/Jagdgeschwader 103 [4]. Das restliche Geschwader lag in Stolp-Reitz.

 

15.11.1944-Februar 1945 5. Staffel/Jagdgeschwader 103 [4]. Das restliche Geschwader lag in Stolp-Reitz.

 

Flugplatz Stolp-Reitz

 

Am 01.05.1939 wurde in Stolp-Reitz die II. Gruppe des Sturzkampfgeschwaders 2 "Immelmann" mit 3 Staffeln aufgestellt. Im September 1939 wurde die II. Gruppe verlegt und die III. Gruppe des Geschwaders, ebenfalls mit 3 Staffeln gab in Stolp ein kurzes Gastspiel von wenigen Tagen.

Komandeur der II. Gruppe war Hauptmann Ulrich Schmidt [4]

 

Am 19.09.1939 wurde in Stolp-Reitz die Jagdfliegerschule Stolp-Reitz mit 3 Staffeln aufgestellt. Am 15.01.1940 wurde sie umbenannt in Jagdfliegerschule 3. Am 05.06.1941 wurde sie verlegt nach Grove/Dänemark, wo bereits eine 4. Staffel aufgestellt worden war.

Kommandeure während der Stolper Zeit waren: Oberstleutnant Siegfried Lehmann (19.09.1939–21.12.1940), Oberstleutnant Eitel Roediger von Manteuffel (22.12.1940–28.05.1941) und Oberstleutnant Richard Kraut (29.05.1941–28.10.1942).

Am 07.12.1942 wurde die Einheit in Jagdgeschwader 103 umbenannt [4].

 

Vom 01.04.1944–23.01.1945 waren der Stab und die I. Gruppe des Jagdgeschwaders 103 in Stolp-Reitz stationiert. Am 15.10.1944 kam die II. Gruppe hinzu.

Geschwaderkommodore in dieser Zeit war Major Hans v. Hahn, Kommandeur der I. Gruppe Hauptmann Theodor Lindemann, Kommandeur der II. Gruppe Major Walter Kienzle [4].

 

Marine-Luftschiffhafen Seddin

 

Der Luftschiffhafen wurde im I. Weltkrieg 1915 zwischen dem Gut Seddin und dem Bahnhof Jeseritz gebaut. Das Areal wurde mit Kolonie Seddin bezeichnet. Das Personal traf ab Juni 1915 ein. Die Bezeichnung für den Truppenteil war bis Oktober 1916 "X. Marine Luftschiff Detachement", danach bis Mai 1918 "VII. Marine Luftschiff Trupp". Die Personalstärke schwankte zwischen ca. 240 und ca. 500 Mann [9]. Zur Sicherung der gesamten Anlage war ein Luftabwehrkommando stationiert, dessen Zusammensetzung jedoch nicht bekannt ist. Angaben zur Infrastruktur und zur Verwendung nach dem Ende des I. Weltkrieges sind bei der militärischen Infrastruktur zu finden.

 

Die hier stationierten Luftschiffe der Marine hatten den Auftrag der Aufklärung von Schiffsbewegungen, Suchen von Seeminensperren und U-Booten und Sicherung der Handelsschiffahrt in der Ostsee. Auch Bombadierungen von militärischen Zielen im Ostseeraum gehörten dazu [1]. Am 14. November 1917 wurde die Kriegstätigkeit der Luftschiffe im Ostseeraum eingestellt. Nach dem Krieg mussten einige Luftschiffe an die alliierten Staaten abgegeben werden.

 

Die Stationierung von Luftschiffen wechselte häufig. Aber ca. 3 Luftschiffe waren in Seddin vermutlich durchgehend vorhanden. Es handelte sich um Starrluftschiffe, die ein Skelett aus Trägern und Streben besaßen. Die Konstruktionen der Firma Zeppelin (Typbezeichnung L für Marine- und LZ für Herresluftschiffe) waren aus Aluminium, diejenigen der Firma Schütte-Lanz (Typbezeichnung SL) aus Holz [6]. Im Folgenden einige Luftschiffe, die in Seddin zeitweise ihren Einsatzhafen hatten.

 

L 5 (Zeppelin): 1. Fahrt 24.09.1914, in Seddin ab 14.07.1915, am 07.08.1915 beim Angriff auf Dünamünde (Riga) beschossen, hinter der deutschen Frontlinie gelandet und abmontiert. Kommandant war Oberleutnant z. S. Hirsch [7].

 

L 37 (Zeppelin): 1. Fahrt 09.11.1916, außer Dienst gestellt im Juli 1920. Wurde für den Transport nach Japan in der Halle in Seddin zerlegt. Kommandant war Kapitänleutnant Pröhlis [7].

 

LZ 113 (Zeppelin): 1. Fahrt 22.02.1917. Das Luftschiff wurde am 14.08.1917 an die Marine abgegeben und lag bei Kriegsende in Seddin. Es wurde am 08.10.1920 außer Dienst gestellt, in Seddin zerlegt und an Frankreich übergeben. Kommandant war Oberleutnant Weidling [7].

 

SL 3 (Schütte-Lanz): 1. Fahrt 04.02.1915. Es führte 30 Aufklärungsmissionen und einen Bombeneinsatz über England durch. Seit 28.01.1916 in Sellin. Das Luftschiff strandete bei Riga am 01.05.1916 [8].

 

SL 4 (Schütte-Lanz): 1. Fahrt 02.05.1915. Es war bei 21 Aufklärungs- und 2 Bombenmissionen eingesetzt. Seit 11.08.1915 in Seddin. Am 11.12.1915 wurden beide Tore der Halle aufgrund eines starken Sturms aufgerissen und zerstörten das Luftschiff [9].

 

SL 6 (Schütte-Lanz): 1. Fahrt 09.10.1915. Am 10.11.1915 kurz nach dem Start in Seddin explodiert und verbrannt [8]. Die Absturzstelle ist in der Nähe des Gutes Kempen bei Freist. Von den 20 Besatzungsmitgliedern überlebt niemand. Die Bestattung findet in Stolp statt, wo eine Gedenkstätte an die verunglückte Mannschaft erinnerte. die Leiche des Wachoffiziers Oberleutnant Hans Schaper wird jedoch nach Hamburg überführt und auf dem Olsdorfer Friedhof bestattet.

 

SL 8 (Schütte-Lanz): 1. Fahrt 30.03.1916. Seit 20.04.1916 in Sellin. Es führte 34 Aufklärungsfahrten und 3 Bombenangriffe durch. Das Luftschiff wurde am 20.11.1917 wegen Überalterung außer Dienst gestellt und demontiert [8].

 

SL 9 (Schütte-Lanz): 1. Fahrt 01.11.1916. Seit 24.05.1917 in Sellin. Es führte 13 Aufklärungs- und 4 Bombeneinsätze durch. Vermutlich durch Blitzschlag wurde es am 30.03.1917 über der Ostsee in der Bucht bei Danzig zerstört [8].

 

Quellen:

[1] Pagel, Karl-Heinz (Hrsg.): Stolp in Pommern - eine ostdeutsche Stadt, S. 161 f.

[2] www.ritterkreuztraeger-1939-45.de

[3] www.feldgrau.com

[4] www.ww2.dk

[5] www.lexikon-der-wehrmacht.de

[6] www.presse.uni-oldenburg.de/einblicke/45/salewski.pdf

[7] www.luftschiff.de

[8] Schneevogt, Jürgen: Seddin bei Stolp in Pommern, Marine-Luftschiffhafen und Luftschiffwerft, Buckow 2006

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