Die Eisenbahnlinie

In den Jahren von 1869 – 1870 wurde die Bahnstrecke Stettin – Danzig eröffnet. Zunächst im Besitz des preußischen Eisenbahnunternehmens, der „Berlin-Stettiner-Eisenbahn-Gesellschaft“, ging sie nach 1880 über in die Preußische Staatseisenbahn.

 

Groß Runow verfügte über keinen eigenen Bahnhof, die nächsten befanden sich in Pottangow und Langeböse. Dazwischen regelten die Weichensteller in den Bahnwärterhäusern den Eisenbahnverkehr, der damals zweigleisig war. Viele Arbeitsplätze – aber auch Wohnplätze - entstanden rund um das Eisenbahnwesen.

 

Der Schienenverlauf führte einmal komplett längs durch die Landgemeinde Groß Runow. Er teilte die Gemeinde sozusagen in 2 Teile; auf der nördlichen Seite lag das eingemeindete Vangerske und auf der südlichen Seite Groß Runow mit den genannten Wohnplätzen.

 

Die Bahnwärterhäuser reihten sich wie Perlen auf einer Schnur am Schienenstrang entlang. Die Bahnwärter waren alle mit Telefon ausgestattet, eine Rarität in der damaligen Zeit. So entstand ein reger Kontakt untereinander, der oft weit bis in den privaten Alltag der Bahnwärterfamilien hinein reichte (so verlobte sich z. B. der Bahnwärtersohn Willi Rettke mit der Tochter des Bahnwärters August Laugisch).

 

Folgende Bahnwärter konnten auf dieser Strecke ermittelt werden (alphabethisch):

 

  • Friedrich Albrecht, Bahnwärter aus Darsow (1889)
  • Ferdinand Albrecht *err. 1839, Bahnwärter aus Darsow (1896); +1903
  • Friedrich Behrendt, Bahnwärter aus Schidlitz, Darsow u. Ehefrau Alwine, geb. Gust (1871)
  • Berndt, Bahnwärter aus Langeböse u. Ehefrau Henriette, geb. Herz (1872)
  • Johann Benzmann, Bahnwärter aus Darsow u. Ehefrau Henriette, geb. Hagemann (1871, 1877)
  • August Bjick, Bahnwärter aus Langeböse u. Ehefrau Auguste geb. Stark (1872, 1877)
  • Franz Blödorn, Weichensteller 1890 Pottangow
  • Hermann Dombrow *err. 1845, Bahnwärter, oo 1872: Johanne Jaffke, beide wh. Drzygowa/Schurow
  • Reinhold Garbe *err. 1859, Hilfsbahnwärter aus Langeböse (1890); +1896
  • Giese, Bahnwärter aus Czierwienz u. Ehefrau Christine, geb. Labehn (1872)
  • Adolf Glandt *err., Hilfsbahnwärter aus Klein Gluschen, oo1908: Minna Kay
  • Franz Glandt, Hilfsweichensteller aus Karlshöhe, Zechlin (1897, 1901)
  • Hermann Gauger, Weichensteller aus Langeböse (1905); 1913 stirbt seine Ehefrau Ida (48 J., hinterlässt Ehemann u. 2 major. Kinder)
  • Rudolf Haack *err. 1867, Bahnwärter aus Bonkow, +1890;  oo1884: Caroline Haße
  • Gottlieb Kaeding, Bahnwärter aus Langeböse u. Ehefrau Emilie, geb. Kohl (1871, 1874)
  • Wilhelm Kakuschke *err., Bahnwärter aus Darsow (1898)
  • Otto Katschke *err. 1840, Bahnwärter aus Langeböse, +1872
  • Kauffmann, Bahnwärter Bahnhof Pottangow (1883)
  • Körloch, Hilfsweichensteller aus Pottangow (1916); 1920 stirbt die Ehefrau Bertha (38 J.)
  • August Kramer *1852, Bahnwärter aus Schurow (1926); +1935
  • Julius Lenz *err. 1873, Hilfsbahnwärter, oo1897: Bertha Sänger
  • Paul Mielke, Hilfsweichensteller aus Langeböse (1924)
  • Mutz, Bahnwärter aus Langeböse. Die Ehefrau Emilie geb. Janßen stirbt 1918 (70 J., hinterlässt 8 Kinder)Heinrich Neitzel, Bahnwärter aus Klein Gluschen (1905)
  • Johann Päth *err. 1847, Bahnwärter Bahnhof Pottangow (1885); +1908 (hinterlässt Ehefrau u. 3 Kinder)
  • Theodor Pallas, Bahnwärter aus Langeböse (1873)
  • Johann Pethke *err. 1851, Bahnwärter aus Langeböse, oo 1878: Adeline Woitha (Laaske). D ie Ehefrau Adeline stirbt 1887 (35 J., hinterlässt 3 Kinder); 2. Ehe: Johann Pethke *1851, Bahnwärter aus Darsow, oo1887: Emilie Therese Lange
  • Carl Hermann Pagel *err. 1869, Hilfsbahnwärter aus Pottangow, oo1895: Martha Auguste Albertine Gustke
  • Paul Poltrock, Hilfweichensteller in Langeböse (1907)
  • Carl Riechel, Bahnwärter aus Klein Gluschen, +1877 u. Ehefrau Friederike geb. Jähnke (1871)
  • Carl Rosenberg *err. 1858, Hilfsbahnwärter aus Langeböse, oo1885: Auguste Schulz
  • Hermman Rosin, Bahnwärter aus Lischnitz (1872)
  • Johann Friedr. Schmidt, Bahnwärter aus Vangerske (1882) – überprüfen Sterben 1883/3
  • Wilhelm Schmidt, Weichensteller aus Langeböse (1908)
  • Heinrich Schmidtke, Bahnwärter aus Vangerske (1890, 1892)
  • Hermann Stenzel, Bahnwärter aus Vangerske (1913); Hilfsweichensteller aus Pottangow (1920)
  • Johann Stöwer *err. 1836, Bahnwärter aus Langeböse u. Ehefrau Adelgunde Katschke, geb. Müller (1871, 1875, 1876, 1878); +1900
  • Karl Tomschin, Hilfsweichensteller aus Bahnhof Pottangow (1911)
  • Carl Trubuß, Bahnwärter aus Zechlin (1874)
  • Johann Warbelow, Hilfsweichensteller 1877 aus Bahnhof Pottangow
  • Weiß, Hilfsbahnwärter aus Langeböse (1912)
  • Carl Wianz *err. 1858, Hilfsbahnwärter aus Langeböse, oo1884: Hulda Rosenberg
  • Ferdinand Willer, Bahnwärter aus Pottangow (1896)
  • Gustav Wittschonke, Weichensteller aus Pottangow (1905)
  • August Zarbel, Weichensteller Bahnhof Potangow (1879, 1885)

Und hier die Bahnwärterhäuser 182-190 (Kl. Gluschen bis Lischnitz, Darsow):

Das typische Bahnwärterhaus!

 

Die Bahnwärterhäuser ziehen sich wie eine Perlenkette an den Eisenbahnschienen entlang und sahen damals alle gleich aus. Neben der Telegrafenstation, umfasste es das Wohnhaus mit Keller (für die Einkellerungsernte wie z. B. Kartoffeln sowie eingweckte Vorräte) und Dachboden (als Stroh- und Heulager). Oftmals war ein Teil des Bodens als Schlafplatz für die Kinder ausgebaut.  Des Weiteren gab es einen kleinen Holz- und Viehschuppen und das Toilettenhäuschen (mit Plumsklo). Dazu gehörte auch ein großer Gemüsegarten.

Obst- und Gemüsegarten mit Wiesenauslauf für die Tiere.

Vieh wie Gänse, Hühner, Kaninchen war obligatorisch. Meistens gehörte auch eine Kuh dazu (die Kinder führten diese häufig zum Weiden auf die Wiese und mussten dann auch darauf achtgeben "Kühe hüten") und einige Schweine dazu. Es war alles als reiner Selbstversorgerhaushalt ausgerichtet. So wurde selbst gebuttert, Brot gebacken, Obst und Gemüse eingeweckt. Statt einer Wasserleitung musste man zur Wasserpumpe in den Garten. Elektrizität war vorhanden, geheizt wurde im guten alten Kachelofen.

 

Die vorbeifahrenden Züge hupten häufig (man kannte und grüßte sich so) und machten auch ansonsten viel Krach. Aber die Bewohner der Wärterhäuser hatten sich daran gewöhnt, sie hörten es inzwischen oftmals gar nicht mehr und fragten dann: "Ist der 5 Uhr Zug schon durch?" Selbst die kleinen Kinder ließen sich in ihrem Schlaf nicht stören.

Die Eisenbahnschienen führten direkt am Bahnwärterhaus vorbei.

Der Telegrafenraum hatte eine eigene Eingangstür.

 

Im Wohnhaus betrat man zunächst einen kleinen Vorraum und von dort aus die Küche. Von der Küche aus ging es in den Keller oder auf den Dachboden. Den Schwerpunkt der Küche bildete die große Kochmaschine, damit wurde geheizt, gekocht und gebacken.

Drei weitere Räume umfassten das Elternschlafzimmer, das Wohnzimmer und ein Kinderzimmer – alle mit Kachelöfen, z. T. schön verziert, versehen.

 

Bis 2010 waren die Bahnwärterhäuser oftmals noch in altem Stil vorhanden und bewohnt. Inzwischen werden aber im mehr verlassen und dem Verfall preisgegeben. Sie haben ihre Funktion erfüllt...

Bahnwärterhaus 2012 (Groß Runow, ehemals 186)

Auch ist die Bahnlinie weiterhin nur eingleisig. Vor dem 2. Weltkrieg war sie zweigleisig. Ein Schienenstrang musste 1946 als Reparationsleistung abgebaut werden.

Eisenbahnbrücke zwischen Vangerske und Darsow.

Wärterhaus 182:

  1. Carl Topel *err. 1838, Bahnwärter aus Kl. Gluschen (gen.: 1879, 1887); +1898 u. Ehefrau Emilie geb. Brandenburg


Wärterhaus 183:

  1. Ferdinand Giese, Bahnwärter aus Pottangow u. Ehefrau Emilie geb. Pesch (gen.: 1872)


Wärterhaus 184:

  1. Carl Behnke *err. 1844, Bahnwärter aus Vangerske; +1877 (hinterlässt Ehefrau Caroline, geb. Dobberstein u. 5 kl. Kinder; 1874)
  2. Sonntag, Bahnwärteraus Vangerske u. Ehefrau Alwine geb. Wurm (gen.: 1877, 1878)
  3. Specht, Hilfsbahnwärter, (gen.: 1910)
  4. Gustav Rettke, Hilfsweichensteller; Vangerske (1920-1945) u. Ehefrau Mathilde, geb. Panzer (sie starb 1936 mit 44 Jahren und hinterließ 8 Kinder)


Wärterhaus 185:

  1. Albert Becker, Bahnwärter aus Vangerske u. Ehefrau Alwine geb. Hingst (gen.: 1873, 1874, 1875, 1877)
  2. Eduard Gustav Pomplun *err. 1858, Oberbahnwärter in Vangerske (gen.: 1901, 1923); +1939. Tochter Erna Gertrud oo1923: Landwirt Alfred Hermann August Woitha aus Karlshöhe/Zechlin (deren Kinder: Erwin, Traute u. Lottchen *1938). Nach dem Tod von Eduard Pomplun zog die Ehefrau Emma, geb. Hinz zu den Kindern nach Karlshöhe (Sohn Ewald Pomplun *1899 war bereits 1901 verstorben).
  3. Gottlieb Litzke, Leitungsaufseher im Bahnwärterhaus 185, Vangerske (gen. 1927)
  4. Nach dem Tod von Eduard Pomplun zog die Familie Jung in das Bahnwärterhaus ein. August Paul Jung *14.08.1900 oo29.10.1906: Else Margareta Ida Grubbe, beide aus Vangerske.


Wärterhaus 186:

  1. August Berg, Oberbahnwärter aus Gr. Runow u. Ehefrau Rosa geb. Lindemann (gen.: 1871, 1873, 1877).
  2. August Laugisch, Bahnwärter um 1936 in Gr. Runow u. Ehefrau Elisabeth (Patin 1940 bei Wendt, Wärterhaus 188)


Wärterhaus 187:

  1. Johann Bandemer, Bahnwärter in Darsow u. Ehefrau Henriette geb. Hagemann (1877)


Wärterhaus 188:

  1. Ludwig Peth *err. 1837, Bahnwärter (gen.: 1872, 1878, 1880, 1883); +1917 Darsow u. Ehefrau Albertine geb. Nowack
  2. 1928 stirbt Emilie Schacht, Witwe im Bahnwärterhaus 188 im Alter von 82 Jahren (1928)


Wärterhaus 189:

  1. Franz Lenz, Bahnwärter aus Darsow (gen.: 1874, 1878, 1880, 1881, 1884, 1888). 1884 stirbt die Ehefrau Emilie geb. Buth (42 J., sie hinterlässt neben dem Ehemann auch 8 Kinder).
  2. Bernhard Burgmann *err. 1849, Hilfsbahnwärter aus Darsow, oo1878: Hulda Höft


Wärterhaus 190:

  1. August Mutz, Bahnwärter 1913 in Darsow
  2. Rudolf Heinrich Thomas *err. 1889, Bahnwärter in Darsow, oo1915: Martha Minna Berta Klakow (Schidlitz)
  3. Heinrich Lenz, Bahnwärter aus Neu Schidlitz, Darsow u. Ehefrau Auguste geb. Riemer (gen.: 1872, 1876)
  4. Willi Wendt *01.12.1910 Zechlin, Landwirt, Bahnunterhaltungsarbeiter;  oo06.03. 1934: Charlotte Louise Elfriede Denz (V.: Eisenbahnschaffner Paul Denz, wh. Bahnwärterhaus 188 (Annaliese Edith Wendt *20.12.1940 Darsow).

 

Die Bilder zeigen

  • Gustav Rettke *28.10.1889, der noch kurzfristig zum Volkssturm beordert wurde, dann aber nur kurz im Krieg war (wg. seines Alters und einer Knieverletzung). Siehe Wärterhaus 184.
  • Die Hochzeit von Willy Wendt und Lotti Denz im Jahr 1934. Siehe Wärterhaus 190.

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