Das Dorf Klein Silkow vor 1945 (Rundgang)

In den auf diese Beschreibung des Ludewig Wilhelm Brüggemann folgenden 150 Jahren hat sich meiner Erinnerung nach das Dorf in seiner Grundstruktur nur unwesentlich verändert.

 

Den folgenden Rundgang durch das Dorf können Sie anhand eines Ortsplans sehr gut mitverfolgen. (Die Seite öffnet sich in einem neuen Fenster/Tag, so dass Sie hin und her springen können).


Fuhr man von Stolp kommend über Quackenburg und Labuhn nach Klein Silkow, so passierte man bei Labuhnerbrück, dem Bahnhof für Klein und Groß Silkow, zunächst die Gleise der Stolper Talbahn, der „Laura“, kam an Brückenkathen vorbei und überfuhr die Holzbrücke über die Stolpe. Etwa 300 m vor dem Dorf lag rechterhand inmitten einer Kiefernschonung der Dorffriedhof, welcher mit einer etwa kniehohen Mauer aus Feldsteinen umgeben war. Unmittelbar vor Einfahrt in das Dorf befand sich auf der rechten Seite das Gehöft des Bauern Wummel. Hier begann die mit Feldsteinen gepflasterte Dorfstraße, an welcher die Häuser der auf dem Gut beschäftigten Landarbeiter, des Schmieds Pinnow, des Stellmachers Liebenow, des Bürgermeisters Mallwitz lagen. Sie alle waren wie auch die folgenden mit einem Vorgarten umgeben, in welchem jeweils die zur Jahreszeit blühenden Stauden und Pflanzen standen. Man passierte links als größeres Gebäude die Schule mit dem davor liegenden Pausenplatz und dem seitlichen Eingang für die Schüler. Es folgte auf der linken Seite der Krug Wenzel, in welchem man alles kaufen konnte, was man für den täglichen Gebrauch benötigte. Hier macht die Dorfstraße einen rechtwinkligen Bogen nach links und senkt sich etwas in Richtung Gutshof. Einfahrt GutshofLinks lag der Hof des Bauern Schlottke, danach folgte Bauer Albrecht und das Haus des Hofmeisters Loll. Rechts führte ein Weg zum Haus des Schweinemeisters Melchert, zum Schweinestall sowie zu den Häusern des Försters Lawrenz und des Oberschweizers Treder. Nach dem Schulgarten auf der rechten Seite folgte die Mühle Lück, die Überfahrt über den Mühlbach und dann die Einfahrt auf den Gutshof, der mit einer hohen Mauer aus behauenen Findlingen straßenseitig begrenzt war. Gegenüber der Einfahrt lag die gutseigene Schmiede, wo Schmiedemeister Pinnow tätig war. Fuhr man auf dieser Dorfstraße weiter, so folgte rechter Hand die Begrenzung der Gutsscheunen und links ein Erlenbruch, an welchem sich eine stets nasse Zuwegung zu den großen Gutsscheunen anschloß, die mit dem Gemüsegarten etwas abseits lagen. Auf der linken Seite der Dorfstraße lag etwas erhöht das Doppelhaus von Bäter und March. Hier hing auch die alte Pflugschar an einem Galgen, an welcher durch Bäter mit 2 Hämmern das Ende der Mittagspause angekündigt wurde. Sie war bis ans Ende des Dorfes deutlich zu hören. Auf das Haus von Bäter und March folgte das immer mit Blumen geschmückte Haus des Gutsgärtners Emil Kaufmann, welches wir als Kinder so häufig aufsuchten. Hier fanden wir stets eine freundliche Aufnahme und erhielten gelegentlich eine Scheibe des kräftigen, im Backofen gebackenen Brotes mit Schweineschmalz und Salz. Auf der Küchenbank stand stets eine in kindlichen Augen sehr große im Korbgeflecht stehende Flasche, in der aus Johannisbeeren Wein gemacht wurde und an deren Öffnung ein Steigrohr angebracht war. Hier wohnte Adi Kaufmann, der einige Jahre älter war als ich und mit dem ich Gänse hütete. Das nächstfolgende Doppelhaus wurde von den Familien Kaufmann und Ernst Garbe bewohnt. Diese besaßen Ziegen, auf der einen durfte ich als kleiner Junge einmal reiten, was die Ziege aber gar nicht mochte und mich deshalb abwarf. Das folgende Haus bewohnten die Familien W. Daschke und W. Kaufmann. Hinter diesem Haus ging von der Dorfstraße ein Weg ab, der ebenfalls zu den großen Gutsscheunen, zum Gemüsegarten und in weiterer Verlängerung bis an die Stolpe führte. Auf diesem Weg sind wir häufig gegangen oder mit dem Jagdwagen gefahren. Hier sah ich erstmalig, als ich auf diesem Weg allein zur Stolpe ging, einen Wiedehopf, der vor mir herflog und beim Landen seinen Kamm aufstellte.


An dieser Abzweigung, wohl an der tiefsten Stelle der Dorfstraße steigt dann das Gelände wieder leicht an. Wie auf einem kleinen Hügel lagen die beiden rechtwinklig angeordneten Doppelhäuser der Familien Karl Schwarz (Kutscher) - Otto Griep und Daschke – Muttschall. Zwischen diesen beiden Häusern befand sich im Winter unsere Schlittenbahn. Folgte man dann der Dorfstraße in Richtung Mellin, stand nicht weit entfernt von diesen Häusern linkerhand der Backofen, in welchem auch das Brot des Gutes gebacken wurde. Kehren wir jetzt aber zurück und beschreiben die re. Seite der Dorfstraße. Im Anschluß der Begrenzung der Gutsscheunen begann der Park, welcher von der Dorfstraße durch einen etwa kniehohen gemauerten Sockel und einen Zaun begrenzt wurde. Zwischen diesem Zaun und der Dorfstraße schlängelte sich ein Bächlein, dessen Ursprung, Quelle, etwa in Höhe des Doppelhauses Kaufmann – Ernst Daschke lag. Hier befand sich auch die Schwengelpumpe, von der der untere Teil des Dorfes sein Trinkwasser bezog. Es folgte dann auf dieseDie große Tanner rechten Seite die Zuwegung zum hinteren Ende des Parkes, der hier durch zwei große Flügeltüren geschlossen werden konnte. Unmittelbar hinter dieser Zuwegung lag der Albrecht´sche Bauernhof (damals verpachtet), welcher durch eine torähnliche Einfahrt begrenzt wurde. Auf diesen Bauernhof folgten die ebenfalls rechtwinklig angeordneten Häuser des Schneiders Kaufmann, von Minna Muttschall und Emil Kaufmann, Speicher Emil genannt. Hier wohnte unser Freund und Spielkamerad Heinz Kaufmann, mit welchem wir wohl die meiste Zeit zusammen verbrachten. Die Dorfstraße, deren Bepflasterung mit Granitsteinen in dieser Höhe etwa endete, führte weiter in Richtung Mellin. Etwa 500m hinter dem letzten Haus des Dorfes befand sich rechts noch das Grundstück des Stellmachers und Landwirtes Zessin. Kurz nach diesem Anwesen gabelte sich der sandige Weg, wobei die re. Abzweigung zur Malenz und zu den Vorbergen führte. Geradeaus ging es durch eine Allee von Linden leicht bergan in Richtung Mellin.


Hier von der höchsten Erhebung der Parthenberge hatte man einen umfassenden Blick über das Dorf hinweg, dessen Wahrzeichen die etwa 30 m hohe Tanne im Park des Gutes war. Zum Süden wurde der Blick begrenzt durch die Vorberge, nach Westen lag linker Hand der Salzenberg und nach Nordwesten, Norden und Nordosten hatte man einen freien Blick in das Tal der Stolpe. Diese leicht hügelige Landschaft mit ihren weiten Roggen- und Kartoffelfeldern, den großen Buchen- und Kiefernbeständen, unter welchen sich im Spätsommer und Herbst nach einem warmen Regen Unmengen von Pfifferlingen und Steinpilzen fanden, bleiben unvergessen. Auch Blaubeeren gab es von Zeit zu Zeit so reichlich, daß man mit den geflochtenen Kartoffelkörben hinaus zog, den ganzen Tag im Freien blieb und abends mit gefülltem Korb, mit blauem Mund, blauen Händen, müde und mit krummem Rücken nach Hause zurückkehrte.

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