Grabstätte Pastor Wernicke und Familie gefunden

von Klaus Kurzmann (Kommentare: 0)

Grabstein Wernicke
Grabstein Wernicke

Am 18.01.2014  hatten wir hier darüber berichtet, dass die Nachkommen von Pastor Georg WERNICKE und seiner Frau Käte geb. LANGHANS, nach der Grabstätte suchen. In der Familie gab es die mündliche Überlieferung, dass sich Georg, Käte und Tochter Christa WERNICKE selbst erschossen haben und Paul LANGHANS sie später begraben hat. Er hat auch noch den Grabstein anfertigen lassen und fotografiert. Das Foto des Grabsteins hatten wir dem Bericht beigefügt,

Heute, nach mehr als 8 Jahren können wir berichten, dass die Suche ein positives Ende gefunden hat.

Der Stolpmünder Geschichtsverein Adler - Usteckie Stowarzyszenie Miłosników Historii Orzeł berichtet auf seiner Facebook-Seite über den Fund und die Herrichtung der Grabstätte.

 

Käte unnd Georg Wernicke
Käte und Georg Wernicke
Foto: R. Wernicke

Rolf Wernicke (Enkel von Pastor Wernicke) berichtet wie folgt:

"Meine Großeltern Georg und Käte Wernicke haben bis April 1945 mit Ihren 3 Kindern Klaus, Christa und Martin in Stolp, Bismarckstraße 3, gewohnt. Ab 1939 wurden mein Onkel Klaus Wernicke und mein Vater Martin Wernicke zur Wehrmacht eingezogen.

Die Wohnung in der Bismarckstraße war eine Dienstwohnung, mein Opa war ja bekannterweise Pastor an der Marienkirche. Am 07.03.1945 kam der Räumungsbefehl für den Landkreis Stolp und meine Großeltern mit Ihrer Tochter Christa mussten aus Stolp fliehen und gingen nicht wie vereinbart nach Stolpmünde sondern nach Kleinwasser.

In Kleinwasser war der Bruder meiner Großmutter Rudi Langhans als Gutsverwalter tätig. Bei der Einnahme von Kleinwasser durch die Rote Armee kam es zu den bekannten schrecklichen Übergriffen und Vergewaltigungen.

Diese katastrophale Notsituation hat zu der Entscheidung eines gemeinsamen Suizides am 11.03.1945 geführt. Rudi Langhans hat das Holzkreuz und später den Grabstein anfertigen und aufstellen lassen. Er ist 1956 dann nach Sörup in Westdeutschland übergesiedelt.

Meine Eltern Brigitte und Martin Wernicke haben seit 1945 bis zu Ihrem Tod in Saalfeld in Thüringen gelebt. Die Flucht nach Saalfeld in die amerikanische Besatzungszone erfolgte auf Verabredung der Familie meiner Mutter. Saalfeld galt als sicherer Rückzugsort vor den herannahenden russischen Truppen.

Wir haben Stolp, Stolpmünde und Kleinwasser 2013 und 2016 besucht und vergeblich das Grab unserer Großeltern gesucht. Es gab immer wieder Zweifel zum richtigen Ort. Wir hatten die Hoffnung fast aufgegeben.

Am 04.07.2022 ist uns dann doch mit Hilfe von Detlef Rach und seinen Freunden, den Jugendlichen vom Verband der deutschen sozial-kulturellen Gesellschaften in Polen und dem Stolpmünder Geschichtsverein Adler gelungen das Grab zu finden.

Ein Teil der Grabplatte in Bruchstücken und der Sockel sind erhalten. Wir haben die Grabstelle nach unseren Vorstellungen wiederhergestellt. 

Mit dem Fund der Grabstelle unserer Großeltern und unserer Tante ist ein großer Wunsch in Erfüllung gegangen. Viele unserer Freunde und Bekannten haben Anteil an der Geschichte genommen. Die Auswirkungen des 2. Weltkrieges auf unsere Familie sind unbeschreiblich."

Zurück

Einen Kommentar schreiben