Ernst Baeker (1866–1944)

Ernst Baeker wurde im Dezember 1866 in Berlin geboren, Sohn eines Geheimen Rechnungsrates, der dafür sorgte, dass auch sein Sohn einen bürgerlichen Beruf erlernte, obwohl dessen musikalische Begabung bereits früh zu erkennen war und erste Kompositionen schon in der Schülerzeit entstanden. So absolvierte Baeker nach dem Abitur zunächst eine Banklehre, schloss aber sogleich ein Musikstudium an. Zu seinen Lehrer gehörte Heinrich Dorn (1804–1892), einst Lehrer Robert Schumanns und Heinrich Urban (1837–1901), dessen Meisterschüler er wurde.

Schon vor 1914 entstanden ein große Zahl von Kompositionen, Klavierstücke, Lieder und Balladen, 40 mit einer Opuszahl versehene Werke erschienen im Druck. Seinen Lebensunterhalt verdiente sich Baeker in diesen Jahren mit Unterricht in Klavier und Musiktheorie. Daneben führte er das Leben eines Bohémiens im Kreise von Musikern, Malern und Literaten. Zu diesen gehörte auch Carl Ludwig Schleich (1859–1922), gebürtiger Stettiner, Arzt und Schriftsteller, der ihn noch in Stolp besucht hat.

Mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges fand das Künstlerleben ein Ende. Ernst Baeker ging nach Posen und arbeitete dort bei der Ostbank, bis nach Ende des Krieges Posen an Polen fiel. Einen Lehrstuhl an der Hochschule für Musik in Posen lehnte er ab und zog nach Stolp, hier wohnte er mehr als ein Vierteljahrhundert in der Goethestraße 9. Auch in Stolp arbeitete Baeker zunächst bei der Bank, verlor jedoch 1924 nach Einführung der Reichsmark seine Stelle und musste sich als Klavier- und Kompositionslehrer durchschlagen. Die Verbindung zur Musikwelt war abgerissen, seine Kompositionen wurden nicht veröffentlicht und nicht aufgeführt, er schien zu resignieren.

Als man dann doch in Stolp seine Werke privat und öffentlich zu spielen begann, so 1934 beim „2. Ostpommerschen Musikfest“, regte sich die Freude am Komponieren erneut und es entstanden eine Reihe von meisterlichen Klavierwerken. 1936 überraschte die Stadt Ernst Baeker zu seinem 70. Geburtstag mit dem Druck von „Vier Klavierstücken“ in festlicher Ausstattung, bereits 1935 war er in den „Berufsstand deutscher Komponisten“ aufgenommen worden, späte Ehrungen wie auch die Gewährung eines Ehrensoldes, der seine wirtschaftliche Lage verbesserte. Ernst Baeker, der auch großes Wissen auf dem Gebiet der Literatur besaß, starb im Herbst 1944 im 78. Lebensjahr. In einer Feierstunde in der Aula des Gymnasiums am 22. November 1944 in Anwesenheit von Vertretern der Stadt und Freunden, eröffnet mit dem 2. Satz aus Baekers 2. Klaviersonate in B-Dur, würdigte Ratsherr Kurt Meyer in seiner Trauerrede Ernst Baeker als „nie rastenden Geist von großem Wissen“. Es ist sehr zu bedauern, dass dieser Stolper und seine Werke, die der Spätromantik zuzuordnen sind, nach 1945 in Vergessenheit geraten sind.
(Isabel Sellheim)

Abb.: Ernst Baeker nach einem Gemälde von Otto Priebe