Wilhelm Sebastian von Belling (1719-1779)

Beruf und Verdienste

Im 14. Lebensjahr wird Wilhelm Sebastian in die Kadettenanstalt Berlin aufgenommen. Sein Vater ist königlich preußischer Oberstleutnant und sieht vermutlich eine Chance für eine gute Ausbildung seines Sohnes in Berlin.
Innerhalb von 12 Jahren nach Eintritt in die erste Truppenwendung 1737 steigt Wilhelm vom Fähnrich zum Major bei den Husaren auf. Seine Stärken, wie Tapferkeit, strategisches Denken und gute Führungsfähigkeiten, werden schnell erkannt und belohnt. Bis zu seinem Tod ist er im aktiven Dienst und erreicht schließlich den Dienstgrad eines Generalleutnants. Ab 1761 ist er Chef des Husaren-Regiments 8, welches ab 1763 seine Garnison in Stolp hat.

Seine tiefe Verwurzelung im lutherischen Glauben und die daraus resultierende Frömmigkeit ist nicht nur im Regiment sondern auch in der Stadt bekannt, und veranlasst Christian Wilhelm Haken, seinen zweiten Beitrag zur Stolpschen Stadtgeschichte dem damaligen Generalmajor von Belling am 8. Februar 1775 zu widmen. Haken ist zu dieser Zeit Erster Pastor der Marienkirche, Präpositus (Propst) der Stolper Synode und Ephorus (Leiter) der Stolper Schulen. Auch an der Stolper Kadettenanstalt unterrichtet er. Sein Beitrag befasst sich mit der Reformationsgeschichte der Stadt Stolp und deren Folgen [1]. Eine überlieferte Anekdote soll in diesem Zusammenhang erwähnt werden.
„Der General Belling war nicht ohne eine gewisse Religiosität und hielt regelmäßig sein Abendgebet, in welchem er Alles, was er auf dem Herzen hatte, mit lauter Stimme vortrug. Nachdem er darin jedesmal Gott für seine eigene Erhaltung gedankt, bat er um den göttlichen Segen für sein ganzes Regiment, häufig um die Erleuchtung eines oder des andern Officiers, mit dessen Führung der Eskadron oder des Zuges er unzufrieden gewesen, „damit er sich im Dienst conserviren möge." Am Schlusse folgte stets die Bitte, auf ihn selber besondere Rücksicht zu nehmen, mit den Worten: „Du siehst, Vater im Himmel, die betrübten Umstände deines Knechtes Belling, beschere ihm daher bald einen gelinden Krieg, damit er sie verbessern könne und deinen Namen ferner preise. Amen." [2]

Die militärischen Verdienste Bellings sind in der Literatur bereits hinreichend beschrieben. Schon früh wird er von Friedrich dem Großen besonders ausgezeichnet. In seinem letzten aktiven Kriegseinsatz, dem Bayerischen Erbfolgekrieg 1778, führt er die Vorhut der preußischen Armee an und nimmt zwei österreichische Bataillone gefangen. Kurz nach seiner Rückkehr in den Friedensstandort Stolp stirbt er.

Ehrungen und Auszeichnungen

1757 erhält er den Orden Pour le Mérite nach der Schlacht von Kunersdorf (Siebenjähriger Krieg 1756-1763).
Im August 1778 folgt die höchste preußische Ehrung, der Schwarze Adlerorden, für seine ausgezeichnten Leistungen beim Einrücken der preußischen Armee nach Böhmen. Gleichzeitig wird ihm eine jährliche Zulage von 1.000 Reichstalern zuerkannt. Sein Regiment bekommt ein Geschenk von 1.000 Reichstalern [3].
1851 wird ihm bei der Enthüllung des Reiterstandbildes Friedrichs des Großen in Berlin, Lindenallee, posthum noch eine besondere Ehre zuteil. Er ist auf dem Sockel als Reitergeneral neben Friedrich Wilhelm, dem Prinzen und nachmaligen König von Preußen abgebildet. Als Begründung dieser Ehrung wird angegeben: "... welcher den Krieg gegen die Schweden mit solchem Verstande und Glück führte, daß ihn der König dem Amadis in seinen Thaten verglich." [4]

Lebensdaten und Familie

* 15.02.1719 in Altena/Grafschaft Mark [5]
+ 28.11.1779 in Stolp [7]
[] 08.12.1779 im großen Gewölbe der Kirche St. Marien in Stolp [6]

oo 1747 mit Catharina Elisabeth von Grabow aus dem Hause Woosten/Kr. Parchim, + 1774

Bei den Kindern bestehen Unsicherheiten, weil in der Literatur widersprüchliche bzw. unklare Angaben gemacht werden. Bartholdy sagt: die Ehe blieb kinderlos [6].
In der Leichenrede anlässlich der Beisetzung Wilhelm Sebastians von Belling wird aber die einzige hinterlassene Tochter aus dieser Ehe, Dorothea Elisabeth Henriette mit ihren zwei Töchtern erwähnt [7].
Priesdorff nennt als Tochter mit den Lebensdaten 1747-1818 eine Anna Dorothea. Sie soll den Husarengeneral Friedrich Eberhard Sigismund Günther von Goeckingk geheiratet haben [8]. Die bei der Beisetzung anwesende einzige hinterlassene Tochter wird aber in der Leichenrede anders benannt und sie hat auch 1763 zunächst einen Major des Regiments, Christoph Adolph von Meseberg geheiratet und die beiden erwähnten Töchter geboren [7]. In zweiter Ehe ist sie mit Ludwig Franz Ernst von der Goltz verheiratet. Im Sterbeeintrag von 1811 ist folgendes vermerkt [10]:

"den 9ten Decbr. gestorben, den 13ten begraben, die verwittete Baronin von der Golz geborne von Belling gewesene Gutsbesitzerin von Schojow, Schwetzkow und Wussow. Sie war die Tochter des Generals von Belling, heirathete zuerst den Rittmeister von Meseberg und darauf den Baron von der Golz. Ihr Lebenswandel war nicht rühmlich und in den letzten Jahren war sie ganz in die Kindheit gerathen. Ihr einziger Nachkomme ist die Frau Obristin von Meseberg in Schojow. Schwäche, 64 J, Schojow."

Priesdorff nennt auch noch einen Sohn des Ehepaares Wilhelm Sebastian von Belling und Catharina Elisabeth geb. von Grabow, der als Carl von Belling (1748-1846) aufgeführt ist. Auch wenn dieser Sohn beim Begräbnis seines Vaters vielleicht nicht anwesend gewesen wäre, hätte ihn der Feldprediger des Regiments und Vertraute seines Kommandeurs sicher nicht in seiner Leichenrede unterschlagen. Es muss daher davon ausgegangen werden, dass die Zuordnung des Carl von Belling zu dieser Familie nicht richtig ist.

Nach dem Tod seiner Frau im Jahr 1774 lebt Wilhelm Sebastin von Belling in einer Beziehung mit einer untertänigen Magd des Guts Schojow, Luise Hedwig Noffke, die später einen Feldscher (Militärarzt) heiratet. Aus dieser Beziehung gehen zwei Söhne hervor. Der erste Sohn Friedrich Wilhelm Ferdinand Ludwig wird am 11. Februar 1776 geboren [10] und am 2. August 1777 legitimiert [6]. Er ist derjenige, der bei der Beisetzung seines Vaters anwesend ist und als alleiniger Erbe des Namens bezeichnet wird. Im Übrigen ist er mit 3 Jahren noch zu jung, um den Tod seines Vaters zu begreifen [7]. Laut Kirchenbuch von St. Marien in Stolp ist er bereits am 20.09.1781 gestorben [6]. Der zweite Sohn Friedrich Sebastian Sigismund ist am 11. Januar 1778 geboren, jedoch schon im Alter von 2 Monaten und 10 Tagen an Epilepsie gestorben und in der Stolper Schlosskirche beigesetzt worden [10].

In der Leichenrede sind die Vorfahren von Wilhelm Sebastian von Belling aufgeführt:

Eltern: Johann Abraham von Belling, Königl. Preuß. Oberstleutnant der Infanterie und Kommandant zu Altena in der Mark. Er stirbt 1755 schon früh und in bedrängten Vermögensverhältnissen. Seine Ehefrau ist Catharina geb. von Kospoth a. d. H. Paulsdorf.
Großeltern: Hans Jürgen (auch Johann Georg) von Belling (1642-1689), kurfürstl. brandenburgischer Generalmajor von der Infanterie und Gouverneur von Pillau. Seine Frau ist eine geb. von Eppingern a. d. H. Seiberstorf
Urgroßeltern: Christoph von Belling a. d. H. Kremlin Kr. Soldin bei Pyritz und Tugendreich geb. von Stöhren a. d. H. Nordhausen
Alteltern: Carl von Belling a. d. H. Kremlin und Catharina geb. von Bock a. d. H. Barnims-Kunow
Altgroßeltern: Asmus von Belling auf Giesenbrügge und Kremlin Kr. Soldin und eine geb. von Damnitz a. d. H. Rostin
Alturgroßeltern: Bussow von Belling auf Giesenbrügge und Kremlin und Margaretha geb. von Schack a. d. H. Prillnitz
Obereltern: Gottfried von Belling auf Giesenbrügge und Kremlin und eine geb. von Zinnen a. d. H. Stavelin

Lebenslauf [7]

1734 Kadettenschule in Berlin.
1737 Erste Truppenverwendung aufgrund seiner kleinen Größe als Fähnrich im Garnison-Bataillon Kolberg.
1739 Versetzung als Fähnrich zum Husaren-Korps Bronikowski.
1741 Beförderung zum Secondeleutnant (Leutnant) in diesem Korps.
1741 Versetzung zum Husaren-Regiment 2 v. Zieten und Beförderung zum Oberleutnant (Premierleutnant).
1745 Beförderung zum Stabsrittmeister in diesem Regiment.
1746 bekommt er seine erste Eskadron in diesem Regiment.
1747 Versetzung zum Husaren-Regiment 6 v. Wechmar.
1749 Beförderung zum Major bei diesem Regiment.
1758 Beförderung zum Oberstleutnant und Übernahme des in Halberstadt neu aufgestellten Bataillons Husaren und nach Bewährung unter dem Kommando von Prinz Heinrich von Preußen Beförderung zum Oberst.
1762 Ernennung zum Generalmajor.
1776 Ernennung zum Generalleutnant.

In dieser Zeit von 1737 bis 1776 finden zunächst die beiden Schlesischen Kriege statt 1740-1742 und 1744-1745. Etwas mehr als 10 Jahre später folgt dann der Siebenjährige Krieg von 1756-1763. In den Jahren 1778/1779 nimmt von Belling noch einmal an den Bayerischen Erbfolgekriegen teil. Bei allen seinen Einsätzen ist er mit seinen Husaren beim Feind gefürchtet, aber auch wegen seiner Fairness geachtet. Seine Gabe, die eigene Truppe auch in fast aussichtslosen Situationen zu motivieren und voran zu treiben, ist sprichwörtlich. Er verlangt nichts, was er nicht vormacht und er führt von vorne.
Der Wahlspruch des Regiments lautet "vincere aut mori", siegen oder sterben. Und das Emblem auf der Fellmütze zeigt den "ganzen Tod", wie er auf dem Notgeldschein aufgedruckt ist.

Eine überlieferte Begebenheit aus den Scharmützeln gegen die Schweden muss erwähnt werden. Bei einem Überfall auf eine schwedische Einheit werden einige Gefange gemacht, darunter auch der 17-jährige Gebhard Leberecht von Blücher. Belling erkennt in ihm einen entfernten Verwandten und nimmt ihn mit nach Stolp. Dort kann Blücher überredet werden, bei der schwedischen Armee abzudanken und beim Bellingschen Regiment aufgenommen zu werden. Später wird Blücher, ausgebildet von Belling, der letzte Chef des stolzen Husaren-Regiments 8 sein.

In der Stolper Zeit des Regiments erwirbt Belling zunächst am 21.09.1763 das Gut Schojow von Leutnant Franz George von Rexin gegen Zahlung von 11.000 Reichstalern erblich. Am 25.05.1765 wird es vom König allodisiert, so dass es nun vollkommen in Bellings Besitz ist [9] [11].
Am 24.04.1772 erwirbt er das Gut Schwetzkow von Lorenz von Lettow zu Dammen. Michael Ernst von Böhn wickelt für ihn das Geschäft ab. Die Kosten betragen 6.666 Reichstaler und 16 Groschen [12].
Beide Güter, hoch mit Hypotheken belehnt, fallen nach seinem Tod an seine Tochter Dorothea Elisabeth Henriette, Baroness von der Goltz, die auch zum Ende des 18. Jahrhunderts das Gut Wussow im Kreis Lauenburg besitzt.
In Stolp selbst besitzt er ein Haus Ecke Lange- und Schmiedestraße.

Nach Rückkehr des Husaren-Regiments am 23. Juni 1779 nach Stolp sind es nur noch wenige Monate, die von Belling lebt. Nach einer 11-tägigen Brustkrankheit stirbt er am 28. November 1779.

Im Totenbuch von St. Marien in Stolp ist unter Nr. 11/1779 eingetragen: [6]
28. November. He. Sebastian Wilhelm von Belling, Sr. Maj. Hochbestallter General-Lieutenant der Armee, Ritter des schwarzen Adlerordens, Chef eine Regim. Husaren und Erb- und Gerichtsherr der Güter Schojow und Schwetzkow, 60 Jahre 9 Monate 13 Tage alt, an Brustkrankheit verstorben.
In den Kirchenrechnungen 1779 ist zu lesen: [6]
Am 8. Dezember 1779 ist seine Excellenz Herr Wilhelm Sebastian von Belling [...] in das große Gewölbe vor dem Altar beigesetzt. Grabgeld = 33 Taler. Dazu wurden bezahlt 12 Puls Geläuth á 1 Taler = 12 Taler.

Eine Standrede am Grab in der Pfarrkirche St. Marien zu Stolp hält Christian Wilhelm Haken am 8. Dezember 1779. Er widmet diese Rede "dem Andenken eines warmen Freundes der Religion, eines Helden, eines guten Menschen, eines wahren Menschenfreundes, dessen Größe das ausgesuchteste Lob keinen größeren Rang beylegen kan, als seine würkliche Verdienste Ihm erworben haben." Die Rede wird in Stettin gedruckt, ist aber nicht auffindbar. Teile davon sind bei Bartholdy wörtlich aufgenommen. [6]

Eine Leichen-Rede hält am 3. Adventssonntag 1779 [Anm: 12. Dezember] der Feldprediger des Husaren-Regiments 8, dessen Chef von Belling war. [7]
Es scheint daher als Beerdigungstag der 8. Dezember festzustehen, während der Feldprediger Zitelmann vielleicht einen Gottesdienst für das gesamte Regiment und die Angehörigen am 12. Dezember gestaltet hat.

Bartholdy führt weiterhin aus, dass 1860 beim Ausbau der Marienkirche die Zugänge zu den Gewölben verschüttet und geschlossen werden. Erst 1902, beim Einbau einer Kirchenheizung, findet man beim Ausschachten der vorgesehenen Heizkammer Reste eines Sarges und Stücke von Bellings Uniform. Diese Reste werden in ein Gewölbe unter dem Taufstein umgebettet. Am 8. Dezember 1906 schließlich wird am Pfeiler über der Grabkammer Bellings eine Gedenktafel enthüllt, welche vom Offizierkorps der Blücher-Husaren gewidmet wird.

Wilhelm Sebastian von Belling hat seinem König 46 Jahre und 3 Monate gedient.

 

(Peter Kohlhas, mit Dank an Klaus Heyden in Dresden, der die Leichen-Rede entdeckt und für die Digitalisierung gesorgt hat)

Quellen:
[1] Feige, F. W. (Hrsg.): Haken's Drei Beiträge zur Erläuterung der Stadtgeschichte von Stolp, Stolp 1866, S. 34ff
[2] Schöning, Kurd Wolfgang von: Geschichte des Königlich Preußischen Fünften Husaren-Regiments, Berlin 1843, S. 11ff [Onlinefassung]
[3] Mebes, Julius (Bearb.): Beiträge zur Geschichte des Brandenburgisch-Preußischen Staates und Heeres, 1. Bd., Berlin 1861, S. 522 [Onlinefassung]
[4] Denkmal König Friedrichs des Großen, Enthüllt am 31. Mai 1851, Berlin 1851 (Reprint Leipzig 1987), S. 10 [Onlinefassung]
[5] Meyers Hand-Lexikon des Allgemeinen Wissens, 1. Hälfte, 3. Aufl., Leipzig 1883, S. 231
[6] Bartholdy, Walter (Hrsg.): O Stolpa, du bist ehrenreich ..., kulturgeschichtliche Beiträge zur Kirchen- und Stadtgeschichte von Stolp, Stolp 1910, S. 280ff
[7] Zitelmann, Georg Friedrich: Leichen-Rede auf Se. Excellenz den weiland Hochwohlgebornen Herrn Herrn Wilhelm Sebastian von Belling von Sr. Königl. Majestät hochbestallt gewesenen General-Lieutenant ... : Am dritten Advents-Sonntag 1779 zu Stolp gehalten, Berlin 1780 [Onlinefassung]
[8] Priesdorff, Kurt von: „Belling, Wilhelm Sebastian von“, in: Neue Deutsche Biographie 2 (1955), S. 30 [Onlinefassung]
[9] Brüggemann, Ludwig Wilhelm: Ausführliche Beschreibung ..., 2. Teil, 2. Bd., Stettin 1784, S. 1001 und 1003
[10] Kirchenbuch Groß Garde, Taufen 1776/15 und 1778/1 und Gestorbene 1778/5 und 1811/74
[11]
5. Band des Landbuches Stolpschen Creises (Schojow)
[12] 5. Band des Landbuches Stolpschen Creises (Schwetzkow)