Dr. Fritz Brandt (1892–1945)
Dr. Fritz Brandt wurde am 28. Januar 1892 in Bütow geboren und wuchs mit fünf Geschwistern auf. Der Vater, Rechtsanwalt und Notar, stammte aus einer alten pommerschen Familie, die Vorfahren der Mutter aus dem Spreewald. Nach Besuch des Gymnasiums und anschließendem Abitur in Lauenburg studierte Brandt seit 1912 in Berlin und München Medizin. Als Kriegsfreiwilliger nahm er im Range eines Feldunterarztes am Ersten Weltkrieg teil. 1919 beendete er das Studium, promovierte in Greifswald zum Doktor der Medizin und war anschließend Assistenzarzt an verschiedenen Krankenhäusern in Berlin. 1922 eröffnete Dr. Brandt in Bütow eine Praxis als praktischer Arzt, verlegte sie aber noch im selben Jahr nach Kolberg. Ehrenamtlich übernahm er zugleich die ärztliche Leitung der Reinke-Waldheilstätte Schülerbrink, einer Erholungs- und Kureinrichtung für Kinder und Jugendliche, vor allem aus Industriegebieten. Hier kam es nach der „Machtübernahme“ durch die Nationalsozialisten zu Schwierigkeiten, sodass Dr. Brandt 1934 seine Praxis nach Pölitz bei Stettin und 1936 nach Stolp, Bismarckplatz 8 verlegte. Aus der Anfang der 20er Jahre geschlossenen Ehe mit Charlotte Haebler gingen zwei Söhne und eine Tochter hervor.
Getragen von hohem Verantwortungsbewusstsein als Arzt und in der Voraussicht, dass ärztliche Hilfe mehr als zuvor nötig sein würde, war Dr. Brandt mit seiner Familie in Stolp geblieben, als die Stadt am 8. März 1945 von der Roten Armee besetzt wurde. Sogleich setzte er sich mit dem russischen Kriegskommandanten in Verbindung und bot seine Hilfe an, die gern angenommen wurde. Zum Stadtarzt ernannt, wurde sein Aufgabengebiet bald auch auf den Landkreis erweitert. Damit war ihm eine kaum zu bewältigende Aufgabe übertragen. Anfang Mai brachen Typhus und Fleckfieber aus. Da das Städtische Krankenhaus von den Russen beschlagnahmt worden war, mussten Notkrankenhäuser und Seuchenstationen eingerichtet werden. Dr. Brandt setzte seine letzten Kräfte ein, um die Schwierigkeiten zu meistern, die Kranken so gut es ging zu versorgen und die Ausbreitung der Seuchen einzudämmen. Viele Helfer starben, schließlich erkrankte er selbst an Fleckfieber und erlag der Krankheit am 18. Juni 1945. Ein erschütterndes Dokument ist der Bericht, den er noch auf dem Krankenbett niederschrieb.
Als Dr. Fritz Brandt am 20. Juni zu Grabe getragen wurde, begleitete eine unübersehbare Menschenmenge den Trauerzug von der Amtsstraße zum Friedhof. Die verbliebene deutsche Bevölkerung, unter ihnen unzählige Menschen, denen er in schwerster Zeit geholfen hatte, wollten ihm die letzte Ehre erweisen und auf diese Weise für seine aufopferungsvolle Arbeit Dank zollen. Sein Grab auf dem Stolper Friedhof wird bis heute gepflegt.
(Isabel Sellheim)
(Fotos mit freundlicher Genehmigung Dr. Hermann Brandt, Lübeck)
Vor zehn Jahren
zum 10. Todestag von Dr. med. Fritz BRANDT