Adalbert Leopold Max Brunke, Bischof (1912-2013)

Beruf und Verdienste

Adalbert Brunke liest bereits als Schüler in der Stephan-Oberrealschule in Stolp mit großem Interesse in den Missionsschriften und nimmt mit Freude an den Missionsstunden und Lichtbildervorträgen teil, die Pastor Scheel in der Schule vorführt.

 

1934 wird sein Traum wahr und er kann die Ausbildung am Missionsseminar der Berliner Missionsgesellschaft beginnen. 1939 wird er nach Tansania entsandt, wo er allerdings wegen des Kriegsausbruchs von der britischen Verwaltung interniert und in ein Internierungslager nach Südafrika verbracht wird. Nach Kriegsende darf er in Südafrika verbleiben, wird dort 1957 Superintendent und 1972 Bischof der Synode der Kap-Oranje-Kirche.

 

Bereits als Superintendent versucht er mit Erfolg, weiße und schwarze Christen zusammenzubringen. Das ist nicht einfach, da es getrennte Kirchen gibt, aber es gelingt ihm mit seiner steten Suche nach friedfertigen Lösungen, ohne sich gegen die Regierung zu stellen. Er sieht sich in erster Linie als Missionar und Seelsorger.

 

Als der Antrag kommt, auch die Gefangenen auf Robben Island seelsorgerisch zu betreuen, übernimmt er für einige Jahre persönlich diese Aufgabe. Hier trifft er auch auf Nelson Mandela und andere politische Häftlinge.

 

Nach seiner Pensionierung 1978 lebt er in Kapstadt. Am 25. September 2013 stirbt er dort im Alter von 101 Jahren.

Lebensdaten und Familie

Adalbert wird am 16. Mai 1912 in Alt-Czapel, Kreis Karthaus, Westpreußen geboren.

Seine Eltern sind Georg Brunke, Lehrer und Organist, geboren am 29.09.1881 und Else, geb. Noffze.

Seine Geschwister sind Waldemar, der von den 1950er bis in die 1980er Jahre Pfarrer in Torgelow war, Ernst-Günter, der leider im Krieg gefallen ist, Charlotte und Christel.

 

Am 15.02.1943 heiratet Adalbert per Ferntrauung aus dem Internierungslager Andalusia in Südafrika Johanna Brigitte Klamroth, geboren am 14. November 1917 in Blösien, Kreis Merseburg, die zu dieser Zeit in Berlin wohnt.

Am 15.02.1949, also genau 6 Jahre später, findet die kirchliche Hochzeit in Pietersburg, Transvaal, Südafrika statt.

 

Seine Frau verstirbt bereits am 18. Januar 1995 in Oldenburg.

Am 25. September 2013 stirbt Adalbert im Alter von 101 Jahren in Kapstadt, Südafrika. Er hinterlässt zwei Kinder, 7 Enkelkinder und 2 Urenkel.

Lebensbeschreibung

Adalberts Vater wird zum 1. April 1913 von Alt-Czapel nach Groß Machmin, Kreis Stolp, als Lehrer zur dortigen Volksschule versetzt. In seiner Personal-Karte ist zudem vermerkt, dass er auch eine Kirchenamtszulage als Organist erhält. Auch ist er an der Jagd interessiert, denn er erhält Ende 1934 den Jagdschein durch das Landratsamt Stolp. Am 1. Oktober 1946 wird er im Regierungsbezirk Detmold in den Ruhestand versetzt.

 

Adalbert besucht mit 6 Jahren zunächst die Volksschule seines Vaters und erfährt dort und in seinem Elternhaus eine christliche Erziehung. Im April 1922 wechselt er in die Stephan-Oberrealschule in Stolp. Er verlässt dazu sein Elternhaus und das geliebte Leben auf dem Land und zieht in eine Pension in der Stadt.

Sein späterer Entschluss, eine Ausbildung als Missionar bei der Berliner Missionsgesellschaft zu beginnen, kann leider zunächst nicht umgesetzt werden. Aus Berlin kommt die Antwort, dass aufgrund einer finanziellen Notlage zur Zeit keine neuen Bewerber aufgenommen werden können.

Um seine Ausbildung nicht zu vernachlässigen besucht er auf Anraten des Leiters des Berliner Missionsseminars noch ein Jahr die Höhere Handelsschule.

 

Danach bewirbt sich Adalbert erneut in Berlin und wird 1934 angenommen. Im letzten Jahr des Studiums, das immer an der Humboldt Universität abgeleistet wurde, lernt er seine spätere Frau, Brigitte Klamroth, kennen. Zum Einstieg in die Praxis arbeitete er noch eine kurze Zeit im Vikariat Schlochau bei Schneidemühl. Doch schon im März 1939 wird entschieden, dass er nach Ostafrika entsandt wird. Er soll zur weiteren Förderung seiner Kenntnisse in Kisuaheli zunächst in der Usaramo-Synode (im Hinterland der Stadt Daressalam) weiter ausgebildet und dann später der Konde-Synode (im Westen von Tansania) zugeteilt werden.

 

Vor seiner Abreise verlobt sich Adalbert noch mit seiner Studienfreundin. Brigitte Klamroth hat Theologie studiert und wollte als Missionsschwester nach Indien gehen. In der Verlobungsanzeige ist sein derzeitiger Stand erkennbar: „Missionskandidat für Ostafrika (Konde-Synode)“.

Am 20. Mai 1939 verabschiedet sich Adalbert von Eltern und Schwester am Lehrter Bahnhof in Berlin. Es geht Richtung Hamburg, um von dort mit dem Schiff "Usambara" die 5-wöchige Reise nach Tansania anzutreten. Im Juli 1939 trifft er in der Missionsstation "Schlesien" ein, um dort seine Sprachkenntnisse in Kisuaheli zu erweitern. Aber durch den Kriegsausbruch im September 1939 kommt alles anders. Die britische Verwaltung von Tansania stellt die Deutschen vor die Wahl, entweder eine Neutralitätserklärung zu unterschreiben oder interniert und nach Deutschland abgeschoben zu werden. Adalbert und einige andere Missionare unterschreiben und dürfen zunächst bleiben, aber die Missionsstation nicht mehr verlassen. Also Hausarrest! Da sich die Bedingungen immer weiter verschlechtern, meldet sich Adalbert schließlich freiwillig zur Internierung. Am 15. Juni 1940 trifft er im Lager Daressalam ein. Am 2. Juli 1940 werden alle Internierten nach Südafrika verlegt.

 

Im neu errichteten Internierungslager "Andalusia" (Jan Kempdorp) in der heutigen Provinz Nordkap kann Adalbert seine Ausbildung zum Missionar fortsetzen. Er legt dort sein zweites Examen ab und wird am 1. Advent 1941 ordiniert. Am 15. Februar 1943 heiratet er seine Braut Brigitte Klamroth auf dem Weg der Ferntrauung. Erst im Mai 1947 werden die Internierten entlassen. Sie sollen nach Deutschland zurück geschickt werden. Aber kurz vor der Abreise, er ist bereits im Hafen von Kapstadt auf dem Weg zum Schiff, bekommt Adalbert mit einigen anderen Missionarsfamilien die offizielle Erlaubnis, im Land zu bleiben und seine Missionstätigkeit fortzusetzen.

 

Am 16. Januar 1949 beginnt er seinen Dienst in der Missionsstation "Blauberg" im Norden Transvaals. Seine Frau wird am 30. Januar 1949 an ihrem Wohnsitz Marburg in einem Gottesdienst verabschiedet und nach Südafrika abgeordnet. Sie trifft im Februar dort ein und eine 10jährige Trennung wird endlich beendet. Die kirchliche Hochzeit findet am 15. Februar in Pietersburg (heute Polokwane) statt. 1950 wird in Pietersburg ein Sohn geboren und 1952 freuen sie sich über die Geburt einer Tochter in Duivelskloof (bei Pietersburg).

Das Gebiet der seelsorgerischen Betreuung ist sehr groß und umfasst neben der Hauptgemeinde noch 29 Außenstationen, die in großer Entfernung zueinander liegen. Durch ihre vielen und langen Reisen zu diesen Stationen, bei denen er und seine Frau meistens in den Hütten der Afrikaner übernachten, sowie durch Beistand und Hilfe in schwierigen Situationen können sie sich große Achtung erwerben. Adalbert sagt später selbst, dass es seine schönste Zeit in Afrika war.

 

1957 wird er, nach dem Tod seines Vorgängers Jäckel, zum Superintendenten ernannt und zieht nach Pietersburg. Aus gesundheitlichen Gründen wird er jedoch 1960 nach Riversdale (an der heutigen Garden Route in der Provinz Westkap) versetzt, wo er zugleich zum Superintendenten der Kap Synode ernannt wird. Der Amtssitz wird 1963 bei der Zusammenlegung der Synoden zu Regionalkirchen nach Kapstadt verlegt.

 

Es ist dies auch die Zeit, in der er die Seelsorge für die Gefangenen auf Robben Island übernimmt und Nelson Mandela und anderen politischen Gefangenen Mut und Trost zuspricht. Der spätere Staatspräsident Mandela bleibt ihm dafür in Dankbarkeit verbunden.

 

Auch seine Wahl zum Bischof der Kap-Oranje-Diözese 1972 ist ein großes Zeichen des Vertrauens und der Achtung durch die Pastoren und Gemeinden. Wo immer es möglich ist, farbigen Pfarrern und Gemeindemitgliedern, die als Menschen zweiter Klasse durch das Apartheidsregime abgestempelt und behandelt werden, zu helfen, versucht er es mit all seinen Kräften.

 

Mit seiner Pensionierung im Jahr 1978 wird das Leben für ihn nicht ruhiger. Häufig wird er eingeladen oder um geistlichen Rat gebeten. „Daar is ons biskop!“ hört er oft, wenn er eine der vielen Veranstaltungen besucht.

 

Bis zu seinem Tod bleibt Bischof Adalbert Brunke seiner Heimat Pommern stets verbunden. Von Besuchern aus Deutschland will er immer zuerst wissen, wie es in Pommern geht.

 

Adalbert Brunke sprach neben Englisch auch Afrikaans, Kisuaheli, Kinyakusa, Sotho und Arabisch.

 

(Peter Kohlhas, mit Dank an Frau Irmhild Böske, Tochter von Adalbert Brunke, für ihre Mithilfe und die zur Verfügung gestellten Fotos.)

Quellen