Reiseberichte von Heimatreisen
Reise nach Stolp/Stolpmünde 2011
Für die Stolpmünder, die ja alle das Seekelmoor, andere sagten Seekenmoor, kannten, wissen, dass es auch ein besonderer Anziehungspunkt der Westseite war. Zuerst ging es Richtung Westmole, dann links in den Wald bis zu der Stelle, wo die dritte Mole vor 1945 begonnen wurde. Es hat sich seit Jahren dort nichts verändert, viele Badegäste suchten auf dieser Seite die Ruhe und so ist es auch heute noch. Viele Angler haben in diesem Jahr wohl viel Glück. Von dort also Richtung Seekelmoor, Günter kannte diesen Weg noch sehr, hatte er ja in der Nähe gewohnt und seine Kinder- und Jugendjahre dort verbracht. Auf dem Weg dorthin, hörten wir bereits ein tolles Krötenkonzert, wir staunten nicht schlecht, dass es sich nach vielen Jahren wieder zu einem Naturparadies entwickelt hatte. Viele Ameisenhügel bevölkerten die Anhöhe, die Tiere waren auch besonders groß. Kaulquappen in so großen Mengen hatte ich bisher nicht gesehen, und Libellen erfreuten uns ebenfalls. Das Seekelmoor hat Süßwasser, im Winter wurde das Eis früher für die Fischindustrie geschlagen.
In Stolpmünde hatte sich vom vorigen Jahr wieder einiges geändert. Zum Beispiel war die Mittelstraße vollständig aufgerissen und jetzt war alles fertig, das Haus von Milch-Schwarz im neuen Glanz, scheinbar nicht mehr privat, eine Verwaltungsstelle. Das Haus daneben, Richtung Fleischer Mischke, abgerissen und wird völlig neu, aufgebaut. Das Haus von Grund-Raddatz wurde bereits vor Jahren abgerissen, so kann man bis zu Wollny sehen und über den gesamten freien Platz laufen, scheinbar wird ein größeres Objekt oder eine neue Straßenführung entstehen. Das Haus von Domröse wird wohl ebenfalls abgerissen. Während das Haus von Kapitän Haase – die letzten Jahre vom Bauzaun umgeben – von der Kirchstraße aus bereits verfallen, in neuer Pracht steht. Auf der Vorderseite noch ein letztes Gerüst, von der Rückseite konnte ich in das Haus schauen, dort ist man bereits bei den Endarbeiten (Elektro etc.). Der gesamte Hof gepflastert.
Villa Wühlisch, Draheimstr.: Da dort ein reger Publikumsverkehr war, bin ich in das Haus gegangen, während Günter die Rückseite des Hauses fotografierte. An der Rezeption erfuhr ich, dass dort medizinische Behandlungen durchgeführt werden und aus der „Oferta“ kann man entnehmen, dass auch Zimmer zur Verfugung stehen, einschl. Frühstück, Mittag und Abendessen. In der großen Vorhalle (Rezeption) waren die alten dunklen Holztäfelungen noch in gutem Zustand.
Ja, Stolpmünde ist immer eine Reise wert, auch wenn es nur ein paar Tage waren, gibt es viel Neues zu entdecken.
„Ehe die Wege zuwachsen, sollte man sie denen zeigen, die sie ohne uns nicht mehr finden können“ (Erwin Krüger, früher Virchow).
Diese Worte haben wir dieses Mal Ernst genommen und als die „Flyer“ im Internet erschienen, Reklame bei der Jugend gemacht. Von unserer verstorbenen Cousine Charlotte Heinzmann geb. Papenfuß, früher Stolpmünde, Schulstr. 5, kamen Sohn und Frau mit, und wir konnten ihnen die Stätten ihrer Vorfahren zeigen.
Eine sehr gut organisierte Reise, drei Busse, brachten uns alle nach Stolp und Stolpmünde. Leider konnte ich, aus gesundheitlichen Gründen, an dem Tag in Stolp nicht teilnehmen. Dieses Mal möchte ich das Hauptaugenmerk auf Dünnow, Lindow, Muddel und Muddelstrand legen, denn diese Orte wurden immer ein bischen vergessen.
Mit dem Taxifahrer Richard aus Stolp, vielen Reisenden der letzten Jahre bekannt, konnten wir aufgrund seiner guten Deutschkenntnisse viel Neues erfahren bzw. sehen. Es machte Spaß, den jungen Leuten zu zeigen und zu erklären, wo der Urgroßvater getauft, konfirmiert und geheiratet hat, die Dünnower Kirche hat ja noch so viel anzuschauen, was aus der deutschen Zeit stammt.
Die Fahrt über die Rügenwalder Chaussee, in den Lindower Weg, an Günters Geburtshaus vorbei, d. h., das Haus steht seit einigen Jahren nicht mehr, dafür das Hotel „AGA“, ging es Richtung Schießplatz und dann zuerst nach Muddelstrand, wir beide kannten es von früher nicht, vom Erzählen war das Forsthaus von Muddelstrand aber ein Ausflugsziel der Stolpmünder, vor allem haben viele Ältere noch die schöne Schaukel in Erinnerung. Viele Häuser gab es nicht, trotzdem fanden wir Gesprächspartner, die uns den Weg zum Forsthaus erklärten und Günter konnte in Ruhe von allen Seiten Fotos machen, während wir uns unterhielten und unsere Adressen austauschten.
Weiter ging es nach Lindow, hier fotografierte Günter noch die fehlenden Häuser, die er im vergangenen Jahr nicht mehr aufnehmen konnte. Das ehemaligen Schulhaus hat einen neuen Anstrich und ist jetzt in Privatbesitz. Einige Häuser weiter kamen wir zu dem großelterlichen Haus von Günter (Albrecht/Lüllwitz), das Haus wird auch renoviert, zurzeit war niemand zu sehen. Der Taxifahrer fuhr mit uns durch das Grundstück, d. h. von der Anhöhe runter zum Waudibach und Grundstück von Schmude. An diesem Tag hatte Günters Vater Geburtstag, er war vor 111 Jahren auf diesem Grundstück geboren. Zwei Reiher grüßten uns von der Wiese und ein Storch wünschte uns eine gute Weiterfahrt.
Richtung Muddel ging es nun weiter und wir mussten feststellen, dass hier viele schöne Häuser standen, teilweise alte auf neuem Stand, aber auch neue Häuser, Muddel machte einen gepflegten Eindruck.
Nun ging es Richtung Dünnow, von Weitem grüßte der weiße Kirchturm. Der erste Weg ging zur Kirche, leider war diese verschlossen, wir sahen uns die Kirche von allen Seiten an und stellten fest, dass die Grabplatten an einer anderen Stelle als im vergangenen Jahr lagen. Auf dem Weg zum Pastorenhaus kamen uns zwei junge Mädchen entgegen, sie hatten einen großen Schlüssel in der Hand und nach einem kurzen Gespräch konnten wir mit ihnen in die Kirche und das Kircheninnere in Ruhe besichtigen. Hier wurde mein Großvater, Robert Genz, und sein Bruder Leo getauft, d. h. vom Gerhard der Urgroßvater, es waren bewegende Momente.
Von dort dann noch schnell zum Pfarrhaus, um die Fotos vom vorigen Jahr zu übergeben und danach auf den „Kirchhoff“ wie manch Pommer zu sagen pflegte, z. B. mein Opa. Der Stein der Gebrüder Schubring steht, auch der von Bernhard Granzow, nur die Platte von Albertine Schulz geb. Voll aus Muddel fanden wir nicht mehr. Der Friedhof ist gepflegt, beeindruckend für mich: die große Wiese mit den vielen, vielen Gänseblümchen. Wir nahmen Abschied vom Friedhof, ein Blick noch mal auf die schöne Kirche und es ging Richtung Gutshaus.
Zwei junge Mädchen saßen auf der Außentreppe und grüßten uns freundlich, wir kamen ins Gespräch, d. h. unser Fahrer, und er übersetzte dann gleich, während Günter das Haus von der Rückseite mit Park besichtigte und fotografierte, bat das eine Mädchen uns ins Haus und wir konnten uns alles ansehen, also damit hatten wir nicht gerechnet. Die Eltern waren nicht da, sie macht ihr Abitur in Stolp und sie sind alle noch beim Umzug. Küche und Bad waren schon fertig. Die Holztäfelung scheint noch von früher zu sein, es machte einen guten Eindruck und wir freuten uns, dass wir nach so oftmaligen Dortsein sogar in das Gutshaus gehen konnten.
Jetzt halten wir die Fotos in den Händen und erfreuen uns noch mal all dieser Begebenheiten. Natürlich war die Zeit recht kurz, dafür haben wir es besonders intensiv aufgenommen und sind dankbar, diese schöne Reise mitgemacht zu haben. Abends im Hotel traf man sich wieder und erzählte von den beeindruckenden Tagen.
Ilse Albrecht, Wetzlar
Reise nach Stolpmünde und Saleske
Frankfurt (Oder), den 15.10.06
Sehr geehrte Damen und Herren,
Juli 2006 verbrachte ich meinen Sommerurlaub an der polnischen Ostseeküste. Mit meiner Familie weilten wir in Ustka (ehemals Stolpmünde- Pommern).
Wir hatten Quartier auf einem Reiterhof und lernten dort Herrn Stanislaw Burmann kennen und schätzen.
Herr Burmann, ein äußerst agiler und rüstiger, polnischer 79-jähriger Rentner, der den 2. Weltkrieg als junger Mensch mit großen Entbehrungen und Repressalien überstand,
haben wir als einen Menschen kennen gelernt, dem sehr viel an der Erhaltung von Zeugnissen aus der wechselvollen, internationalen Vergangenheit dieses europäischen Landstriches liegt.
So durften wir z.B. mit ihm einen Friedhof des ehemaligen Dorfes Saleske- Strand (ehemals Kreis Schlawe der Provinz Pommern) besuchen.
Auf Grund seines sehr großen Engagements wurde dieser Friedhof kurz vor seinem endgültigen Untergang bewahrt. Herr Burmann organisierte mit ausschließlich eigenen Mitteln Aufräum-, Wiederherstellungs-, und Sicherungsarbeiten. Er bewirkte auch, dass dieser Friedhof seit Kurzem bei den polnischen Behörden als schützenswerter Ort registriert wurde.
Als besonders bemerkenswert empfand ich die Aufstellung eines Gedenksteines auf diesem Friedhof mit dreisprachiger Inschrift, die den Friedhofsbesucher daran erinnert, dass hier Menschen verschiedener europäischer Nationen bestattet wurden. Herr Burmann finanzierte auch dies ausschließlich aus eigener Tasche.
Herr Burmann bekommt von den polnischen Behörden keine finanzielle und logistische Hilfe.
Alles was bisher erreicht wurde, ist ausschließlich auf Privatinitiative von Herrn Burmann entstanden.
Herr Burmann bat mich, in Deutschland Personen zu finden, die aus der Gegend um Saleske kamen. Wer möchte, kann heute die Gegend um Saleske/Saleske- Strand unter Führung von Herrn Burmann besuchen. Da Teile der Gegend heute in einem militärischen Sperrbezirk liegen, würde er die Zutrittsgenehmigungen völlig unkompliziert und kurzfristig einholen und Sie begleiten.
Herr Burmann spricht deutsch. Daher würde es keinerlei Kommunikationsschwierigkeiten geben. Sie können Herrn Burmann entweder über meine E-Mailadresse ralf@kiehn-ffo.de, über die E-Mailadresse seiner Tochter anka@ta.pl oder telefonisch ab ca. 21.00 Uhr unter 0048/59 8144534 erreichen. Seine Adresse lautet:
Stanisław Burman, POLSKA,
76-270 Ustka, ul. Jana z Kolna 3/13.
Mit freundlichen Grüßen
Ralf Kiehn