Karl Friedrich Albert Heintze, Professor (1831–1906)

Beruf und Verdienste

Albert Heintze wollte zunächst Theologie studieren, entschied sich dann aber für den Lehrerberuf. Seine Unterrichtsfächer mit voller Lehrberechtigung waren u.a. Deutsch, Latein, Hebräisch, Geschichte und Erdkunde. Für das Fach Religion, welches er auch unterrichtete, hatte er eine Lehrbefähigung für untere Klassen. Zuletzt war er Gymnasial-Oberlehrer am Gymnasium in Stolp, Wasserstraße 6.

Seine Werke und kleineren Veröffentlichungen bewegen sich jedoch nahezu ausschließlich im Bereich der Germanistik. In diesem Zusammenhang befasste er sich auch mit der Herkunft der deutschen Familiennamen und brachte 1882 ein Standardwerk heraus, das noch heute gerne als Fachbuch herangezogen wird.

Preise, Ehrungen und Auszeichnungen

In Rücksicht seiner anerkennenswerten Leistungen wurde ihm am 6. Juni 1889 das Prädikat "Professor" verliehen.

Am 10. April 1893 verlieh ihm der Kaiser und König den Rang der Räthe vierter Klasse. Er war somit im Hof-Rang-Reglement an 55. Stelle eingereiht.

Aus Anlass seines Übertritts in den Ruhestand zum 1. Oktober 1895 verlieh ihm der Kaiser und König am 18. September 1895 den Rothen Adler-Orden vierter Klasse.

 

Lebensdaten und Familie

Geboren am 30. März 1831 in Naugard/Pommern

Eltern: Wilhelm Heintze, Rektor in Naugard und Karoline, geb. Tobold

1. Heirat 1858 vermutlich in Neustettin mit seiner Cousine Laura Philippine Ottilie, der Tochter des Postmeisters Carl Tobold in Neustettin. Das Aufgebot für Exaudi, Pfingsten und Trinitatis 1858 ist im Kirchenbuch von Treptow a.d. Rega zu finden. Seine Frau erlag mit 40 Jahren einem Herzleiden.

Kinder aus dieser Ehe: Insgesamt vier Kinder, von denen zwei bereits früh verstarben. Die älteste Tochter Gertrud starb mit 20 Jahren an einer Lungenschwindsucht. Der Sohn Rudolf war später Keltereibesitzer in Stolp.

2. Heirat 1879 mit Auguste, einer Tochter des Pastors Schönberg in Zirkwitz.

Kinder aus dieser Ehe: Else, die später den Vermessungsrat Birr aus Köslin heiratet, und Irmgard, die später die Ehe mit dem Katasterdirektor Schulz in Bütow eingeht.

Gestorben am 20. März 1906 in Stolp mit fast 75 Jahren infolge einer Kopfrose.

Bestattet am 23. März 1906 auf dem Stolper St. Marien Friedhof, in dem Teil, der Gewölbekirchhof genannt wurde.

 

Nach seinem Tod verkaufte seine Frau Auguste das gemeinsame Haus und zog zu ihrer Tochter, der Lehrerin Irmgard, in die Hospitalstraße 20a. Auguste verstarb am 24. Oktober 1913 mit 86 Jahren an einem Herzschlag und wurde am 28. Oktober 1913 neben ihrem Mann bestattet.

Lebensbeschreibung

Alberts Vater Wilhelm wurde um 1833 nach Wachholzhagen im Kirchenkreis Treptow a. d. Rega versetzt um die dortige Pfarrstelle zu übernehmen.

 

Albert verlebte so in Wachholzhagen seine Jugendzeit bis zum 15. Lebensjahr. Er wurde von seinem Vater, zusammen mit vier Geschwistern, in allen Fächern unterrichtet. Da das Pfarramt sehr klein war und nicht alle Zeit beanspruchte, widmete sich der Vater nebenbei der Landwirtschaft, der Bienenzucht und der Obstzucht. Die Anzucht junger, in dieser Region gut gedeihender und gut tragender Obstbäume war sein besonderes Hobby. Die drei Söhne halfen ihm dabei. So kam es, dass Vater Wilhelm der "Apfel-Heintze" oder auch der "Appel-Priester" genannt wurde. Sohn Albert hat daraus soviel für sein späteres Leben mitgenommen, dass seine Bekannten ganz erstaunt waren über die speziellen Kenntnisse.


Mit 15 Jahren wurde Albert in die Obersekunda des Marienstiftsgymnasiums in Stettin aufgenommen. Nach dem bestandenen Abitur zog es ihn nach Halle, um dort Theologie zu studieren. Aber der von ihm besonders geliebte ehemalige Lehrer Bonitz überredete ihn, sich der Philologie zuzuwenden. Albert hatte eine schwache Stimme und hätte wohl als Pastor einer Gemeinde Schwierigkeiten gehabt, auch die letzten Bankreihen mit seinen Worten zu erreichen. Er nahm den Ratschlag des Lehrers Bonitz an und wechselte zur Universität Erlangen. Kaum angelangt, musste er sein Studium zunächst unterbrechen, um seinen Wehrdienst beim Kaiser Franz Garde-Grenadierregiment in Berlin abzuleisten. Im Herbst 1854 konnte er jedoch sein Studium mit voller Lehrbefähigung für Latein, Griechisch, Deutsch und Geschichte abschließen. Obwohl er sein theoligisches Studium bereits nach kurzer Zeit abgebrochen hatte, ließ er sich auch in Religion prüfen und er bekam die Lehrbefähigung für untere Klassen zugesprochen.


Am 1. Januar 1855 begann er als Hilfslehrer am Gymnasium in Köslin seine Lehrerlaufbahn. Im Herbst 1856 folgte eine einjährige Lehrtätigkeit an dem im Aufbau begriffenen Bugenhagenschen Gymnasium in Treptow a. d. Rega. Im Januar 1858 folgte er einem Ruf nach Stolp, wo gerade das Gymnasium aus der bisherigen Realschule heraus, unter Beibehaltung paralleler Realklassen, neu eingerichtet wurde. Hier machte er auch noch ein Examen in Hebräisch, da eine Lehrkraft für dieses Fach fehlte. Die Förderung seiner Schüler im Deutschen lag ihm ganz besonders am Herzen. Schüler der Obersekunda und Prima wurden zu literarischen Kränzchen in seine Wohnung eingeladen, wo Tee mit Rum und Kuchen serviert wurde. Es heißt, der Rum wurde dabei ganz, der Kuchen fast ganz verbraucht. Auch an der Heinemannschen privaten Höheren Töchterschule gab er nebenamtlich Deutschunterricht.

Seit seiner Kindheit litt Albert Heintze an einer Schwäche seiner Augen und Nerven. Störungen im Sehvermögen zwangen ihn immer wieder, kürzer zu treten. Das veranlasste ihn, nach 40 Dienstjahren in den Ruhestand zu wechseln. Bereits ein paar Jahre vorher, im Frühjahr 1888, erfüllte er sich seinen Traum von einem eigenen Haus. Die Familie zog in ein Eigenheim mit Garten in der Wollmarktstraße 9 ein. Nach der Pensionierung wurde Heintze wieder vollkommen gesund und er konnte sich nun ganz auf seine wissenschaftlichen Arbeiten und auf seine Vorliebe für die Astronomie konzentrieren. Neben seinen Veröffentlichungen im Bereich der Germanistik erschienen auch einige poetische Werke. Zudem war er auch ein Freund des Theaters und der Musik. Für das Oratorium "Die Bekehrung des Paulus", komponiert von Gustav Boening, verfasste er das Libretto.


Er führte in Stolp ein ruhiges, nahezu nicht öffentliches Leben. Die Nachmittage verbrachte er ganz gerne in einer ruhigen Konditorei (Zinke oder Scheffer) oder in einem Gartenlokal (Plantage oder Waldkater). Dort las er bei einer Tasse Kaffee die Zeitungen, die er zu Hause nicht abonniert hatte. Politisch war er durch sein Elternhaus eher liberal geprägt, schwenkte dann aber mehr und mehr zum rechten Spektrum. Die Politik von Kaiser Wilhelm I. und von Bismark begeisterten ihn. Er war jedoch politisch nicht aktiv. Dazu war er wohl zu zurückhaltend.


Heintzes wissenschaftliche Arbeiten waren unter Philologen anerkannt, auch wenn sie inhaltlich und in der Diktion von einigen Kollegen in die Nähe eines starken Patriotismus, ja der Deutschtümelei gerückt wurden. Auch seine Streitschrift "Latein und Deutsch" erzeugte heftigen Widerspruch in Fachkreisen. So schreibt Paul Cauer in einer kurzen Bewertung des Werkes "Gut Deutsch": "Ein nützliches kleines Buch, das ich trotz des engherzigen Standpunktes, den es in der Fremdwörterfrage einnimmt, gern empfehle. Leider hat der Verf. was an ihm lag getan, um sein Verdienst vergessen zu machen, durch die Schmähschrift "Latein und Deutsch. Ein Beitrag zum zeitgemäßen Ausbau höherer Lehranstalten".

 

Sein Buch "Die deutschen Familiennamen" wurde allerdings von der Fachwelt hochgelobt und war über Jahrzehnte das Standardwerk, auch noch in den Auflagen, die nach Heintzes Tod durch Paul Cascorbi herausgegeben wurden. Franz Meder schreibt dazu: "Alles in allem ist das Buch, das sich auf dem schönen starken Papier auch äußerlich recht stattlich ausnimmt, nicht nur von entschieden wissenschaftlichem Wert, sondern dürfte auch jedem gebildeten Deutschen reiche Anregung und Belehrung bieten. Schon wegen des ungesucht patriotischen Geistes, der es durchdringt, wünsche ich dem Buche die weiteste Verbreitung; es sollte in jeder deutschen Familienbibliothek seinen Ehrenplatz erhalten."


Auch heute noch, und ohne patriotische Brille, wird dieses Werk ganz selbstverständlich, neben einigen späteren Werken von Gottschald, Bahlow und Brechenmacher, zur Deutung unserer Familiennamen herangezogen.

Werkeverzeichnis (Auszug)

  • Mittelhochdeutsches Lesebuch für höhere Schulanstalten. (1. Auflage 1864, 2. Auflage 1872).
  • Dramatische Bilder. Zur Darstellung in höheren Schulen, 1874.
  • Die deutschen Familiennamen, geschichtlich, geographisch, sprachlich. (1. Auflage Halle a. S. 1882, 2. Auflage 1903, weitere Auflagen durch Prof. Dr. Paul Cascorbi, Hann. Münden, herausgegeben).
  • Gut Deutsch - Eine Anleitung zur Vermeidung der häufigsten Verstöße gegen den guten Sprachgebrauch und ein Ratgeber in Fällen schwankender Ausdrucksweise. (1. Auflage Berlin W. 1894, 12. Auflage 1905, weitere Auflagen durch Prof. Dr. Paul Cascorbi, Hann. Münden, herausgegeben).
  • Ehrenpreis. Vaterländische Schauspiele für Deutschlands Töchter, 1894
  • Deutscher Sprachhort, Ein Stilwörterbuch, Leipzig 1900, Digitalisat.
  • Latein und Deutsch. Ein Beitrag zum zeitgemäßen Ausbau höherer Lehranstalten, 1902.


Quellen:

Acta des Königlichen Provincial-Schul-Kollegiums zu Stettin, Rep 62, Nr. 1094: Die Personalien des Lehrers Albert Heintze am Gymnasium zu Stolp

Cauer, Paul: Grammatica militans. Erfahrungen und Wünsche im Gebiete des lateinischen und griechischen Unterrichts, 2. Aufl., Berlin 1903, S. 173

Heintze, Rudolf: Albert Heintze, in: Ostpommersche Heimat, Beilage der Zeitung für Ostpommern, 1931 Nr. 12

Müller, H. J. (Hrsg.): Zeitschrift für das Gymnasialwesen, LVII. Jahrgang, Berlin 1903, S. 741

Stillfried-Alcántara, Rudolf von: Ceremonial-Buch für den Königlich Preußischen Hof I-XII, Erstdruck Berlin 1877

KB Treptow a.d. Rega, Heiraten/Aufgebote 1858, ohne Nr.