Zur Geschichte von Kriwan bis 1945

Besitzverhältnisse

1396 Familie v. Vormann [auch Fuhrmann, Vohrmann]

...       zwischenzeitlich soll Lütcke Massow das Gut erworben haben (Pagel 1989, S. 658)
1476 Nicolaus v. Vormann, Bürgermeister von Stolp (Kratz 1865)
1502 Nicolaus v. Vormann, Bürgermeister von Stolp (Kratz 1865)
1717 Michael Laurens v. Vohrmann (Hufenklassifikation 1717)
...     Familie v. Lettow (Pagel 1989, S. 658)
1752 Joachim Rüdiger v. Massow (Pagel 1989, S. 658)
...     Joachim Detloff v. Massow (Pagel 1989, S. 658)
1765 Kaspar Freyschmidt, Mühleninspektor in Stolp, mit Genehmigung des Königs (Pagel 1989, S. 658)
...     Helena Juliana du Faye, geb. Wobeser, Witwe (Pagel 1989, S. 658)
1784 Gustav v. Gottberg [Kauf für 6.100 Taler] (Pagel 1989, S. 658)
1841 Familie v. Althen [Kauf für 35.000 Taler] (Pagel 1989, S. 658)
1866–1928 Otto v. Althen (Pagel 1989, S. 658)
1928–1945 Gerhard v. Althen (Pagel 1989, S. 658)

 

Die Fotos werden mit freundlicher Genehmigung der Familie v. Althen, Kanada, veröffentlicht.

Baudenkmale

Das Schloss wird 1888 erbaut und ist von einem großen Park umgeben. Eine sehr alte Eichenallee im Park steht unter Naturschutz.

Wirtschaftliche Entwicklung

Im Jahr 1717 werden anlässlich der Hufenklassifikation folgende Angaben zum Gut und Dorf Kriwan gemacht.

Der damalige Besitzer ist Michael Laurens v. Vohrmann. Das Dorf hat 3 Bauern und 2 Kossäten, die namentlich genannt sind:

Peter Schult, sen. (Bauer)

Peter Schult, jun. (Bauer)

Jürgen Schult (Bauer)

Michel Schult (Kossäte)

Marten Schoht (Kossäte)

 

Die Bauern bewirtschaften jeweils einen Hof von 1/2 Landhufe, die Kossäten bewirtschaften jeweils 1/4 Landhufe. Zwei der steuerbaren Landhufen sind beim Gut. Ein Bauernhof ist vor 6 Jahren (1711) wüst gefallen und nicht mehr besetzt worden. Zum Gut gehört noch das Vorwerk Hohenfelde. Später kommt das Vorwerk Neufeld hinzu.

Um 1939 gibt es 47 Haushaltungen und die Wohnbevölkerung beträgt 221 Personen. Um diese Zeit gibt es nur noch einen bäuerlichen betrieb mit weniger als 5 ha.

Aus seiner Erinnerung macht der Sohn des letzten Gutsbesitzers, Friedrich Wilhelm v. Althen, folgende Angaben:

"Die Hälfte der 1210 ha betragenden Fläche mit Vorwerken war Wald. Kriwan hatte eine gute Kuhherde, und die Milch wurde jeden Tag  zur Molkerei nach Stolp gefahren. Außerdem hatte der Betrieb eine Schafherde von etwa 300 Mutterschafen. Die Hauptfeldfrüchte waren Kartoffeln, die in einer Brennerei zu Spiritus verarbeitet wurden. Andere Feldfrüchte waren Roggen, Hafer, Klee und Rüben. Weizen wurde nur im Kleinen angebaut.
Der Wald bestand aus Kiefern, Fichten und kleinen Parzellen mit Buchen und Eichen."

Kirche

Kriwan ist überwiegend evangelisch. Im 18. Jahrhundert gehört es zur St. Petri Kirche in Stolp und somit zur Synode Stolp-Altstadt. Später wird es beim Kirchspiel Rathsdamnitz eingepfarrt. Das Vorwerk Hohenfelde bleibt jedoch bei der St. Petri Kirche.

Schule

Kriwan hat 1932 eine einstufige Volksschule und es werden 37 Kinder unterrichtet. Der Lehrer ist Herr Sels.

Gesellschaftliches und politisches Leben

Die Bewohner flüchten am 7. März 1945 in langen Leiterwagen über Warbelow bis hin nach Bewersdorf. Dort treffen sie am 9. März morgens auf die Sowjetarmee und kehren daraufhin nach Kriwan zurück. Viele von ihnen werden getötet oder verschleppt. Auch der letzte Besitzer des Gutes, Gerhard v. Althen, wird gefangen genommen und mit vielen anderen Männern Richtung Osten gebracht. Sein Sohn schreibt dazu: "Man hat nie wieder etwas von ihm gehört, und er wurde 1948 für verstorben erklärt. Seine Frau, Susanne von Althen geb. Mach arbeitete bis 1945, als Landarbeiterin getarnt, auf dem Gut, und als man sie verhaften wollte, floh sie mit dem 10-jährigen Hubertus, dem jüngsten der 4 Kinder in den Westen."

Es sind aber auch etwa 12 Familien in Kriwan und 10 Familien in Neufeld geblieben. Dazu einige ostpreußische Flüchtlinge (Pagel 1989, S. 660).

Friedrich Wilhelm v. Althen erwähnt noch den Inspektor des Gutes: "Karl Hoppe war Inspektor in Kriwan von Mitte der 30-iger Jahre bis Ende des Krieges. Da er eine Beinverletzung erlitten hatte, als er als junger Mann durchgehende Pferde angehalten hatte, war er Militär untauglich. Nach Ende des Krieges verwaltete er weiter das Gut, erst unter den Russen und dann den Polen. Er machte den  Fruchtfolgeplan, hatte aber keine Aufsichtsgewalt über die Arbeiter. Herr Hoppe starb Ende der 40-iger Jahre. Seine Tochter heiratete einen sehr fleißigen Polen, der mit Frau und Tochter und Schwiegermutter nach Westdeutschland ging, als alle Deutschen ausgewiesen wurden.