Zur Geschichte von Lüllemin bis 1945

Lüllemin ist um die Mitte des 15. Jh. als Pfandgut an die Stadt gekommen. 1494 erhielt es die Stadt endgültig zugesprochen. Der ursprüngliche Besitzer ist nicht namentlich bekannt, fest steht jedoch, dass es ein kaschubischer Adliger war, ein „Pan“. Daran erinnern sowohl der volkstümliche Gutsname „Pahnkenhof“ wie auch die Unterkunftsbenennung „Pahnkenkaten“ und mit „Pahnke“ auch die Bezeichnung der sozialen Einordnung im Dorf. Während die Pahnken in der Dienstordnung 1789/94 den Halbkossäten gleichgesetzt werden, hat ihre Stellung jedoch eher den Charakter des Hofgesindes, da der jeweilige Pächter des Ackerwerks für ihre Unterbringung in Katen mit einem kleinen Garten zuständig war. Bis Ende des 17. Jh. werden die Pahnken in den Auflistungen der Kämmerei nur summarisch ohne Namen oder weitere Angaben als „frey“ geführt, später zählen auch sie zu den schollengebundenen Untertanen.
1655 wurde in Lüllemin keine wüste Stelle verzeichnet, die zu diesem Zeitpunkt vorhandenen 8 Bauernhöfe waren besetzt. Zu dem dortigen Ackerwerk, das im 16. und 17. Jh. noch durch gelegte Höfe erweitert worden war, gehörten eine Schweinezucht und eine Schäferei. Verpachtet wurde es jeweils für 3 Jahre. Pächter waren u. a. 1685–1688 Hans Senger, dann bis 1691 dessen Witwe, ferner Mitglieder der auch anderweitig als Verwalter tätigen Familie Puttkammer, Jürgen Puttkammer von 1691 bis 1720, dessen Sohn Martin bis 1747, es folgte Groth, danach Jacob Frankenstein, Nachfolger war sein Sohn Johannes, der wegen eines höheren Pachtgebotes von Martin Miltzeffsky, dem letzten Pächter, abgelöst wurde. Die bereits erwähnte Dienstordnung nennt 7 Vollbauern, 2 Kossäten und 4 Pahnken/Halbkossäten als Dienstpflichtige auf dem Ackerwerk, die zu dieser Zeit das ganze Jahr über an sechs Tagen in der Woche als Arbeitskräfte zur Verfügung standen, während es früher vier Tage waren. Die zugestandenen sogenannten dienstfreien Tage hatten sie für vorgeschriebene Waldarbeiten und den damit zusammenhängenden Tätigkeiten zu nutzen, die auch dem Magistrat zugute kamen.
Für die Lülleminer änderte sich ihre Lage mit dem Jahr 1800, in dem „höchsten Ortes“ eine Vererbpachtung gegen ein Erbstandsgeld anbefohlen wurde. Eine Auflistung der davon betroffenen 7 Bauern und 2 Kossäten mit der Angabe des Erbstandsgeldes in unterschiedlicher Höhe, das u. a. vom Wert des Landes und der Gebäude abhing, ist für das Jahr 1805 überliefert, die gerichtliche Bestätigung erfolgte erst 1818. Die Spann- und Handdienste waren schon 1802 durch Dienstgeld abgelöst worden, andere Dienste blieben noch bestehen. Das Ackerwerk ging in Erbpacht an Johann Friedrich Ruhnke über, der bis 1827 alle noch bestehenden Verpflichtungen gegenüber der Stadt durch Entschädigungszahlungen ablöste. Zu diesem Zeitpunkt hatte er schon zu den vier Pahnkenkaten sechs doppelte und vier einfache Familienarbeitshäuser gebaut. Der Separationsprozeß zwischen Ackerwerk und Dorfgemeinschaft war 1802 erfolgt, 1854 wurden dann die beiden letzten gemeinsamen Nutzungen von Ackerwerk und Dorfgemeinschaft aufgelöst. 1852 fand die Gemeinheitsteilung für die Dorfbewohner statt. Die Besitzverhältnisse im Dorf hatten sich durch die Aufteilung des Landes bereits verändert. Außer dem Müller gab es 3 Vollbauern, 8 Halbbauern, 2 Kossäten, 1 Büdner und einen Tagelöhner, dem ein kleiner Garten zugesprochen wurde. Das Hirtengrundstück war ebenfalls in Privatbesitz übergegangen. Von der Ablösung der Geldzahlungen und noch verbliebenen Dienstleistungen durch die Rentenbank machten die Bauern Friedrich Kautz und Carl Moeller so wie die Halbbauern Johann Kautz, Christian Kautz und Johann Jacob Völkner 1853 Gebrauch. Eine weitere Auffächerung der Besitzverhältnisse zeigt die Liste der Steuerpflichtigen aus dem Jahr 1865. In Lüllemin waren 2318,08 Morgen steuerpflichtig. Außer der Kämmerei (148,90 Morgen) und der Gemeinde Lüllemin (13,08 Morgen) zahlten Steuern: der Mühlenmeister August Schneider; die 3 Bauern: Witwe Friedrich Kautz (Friederike geb. Salomon und Miterben), Friedrich Steingraeber, Johann Jacob Möller/Möllerke; die 7 Halbbauern: Johann Ludwig Gabbey, Johann Kautz, Johann Jacob Seils, Christian Friedrich Völkner, Michael Erdmann Seils, Friedrich Johann Kautz, Friedrich Albert Neumann; die 2 Kossäten: August Kuchenbecker, Witwe Peter Kautz; die 2 Büdner: Heinrich August Neumann, Witwe Michael Hildebrandt; der Holzwärter Friedrich Pooschke aus Krussen, der Schmied Wilhelm Hartwig und der Schuhmacher Wilhelm Benzner.
1904 endete mit der Ablösung der Hütungs- und Torfberechtigungen der Bauern auf dem der Stadt gehörenden Land die letzte Verbindung, die unmittelbar auf die vergangene Zeit hinwies. 1939 gab es zwar 26 landwirtschaftliche Betriebe, aber nur 6 davon werden im letzten Güteradressbuch als Bauernhöfe aufgeführt. Der 103,5 ha große Hof von Max Brauer wurde im Dorf als Gut bezeichnet, umfaßte jedoch weniger als die Hälfte des ehemaligen Ackerwerks von 957 Morgen/244,32 ha, das Johann Friedrich Ruhnke von der Stadt erworben und an seinen Sohn Friedrich weitergegeben hatte, der 1873 von seiner Frau vergiftet wurde. In der Folge war das Gut wohl zunächst verpachtet, dann aber verkauft worden, wobei der größte Teil den Besitzer wechselte.
Im Gegensatz zur fehlenden eigenen Kirche besaß Lüllemin schon 1739 eine Schule. Im Abstand von 100 Jahren wurde jeweils ein neues Gebäude errichtet. Das letzte aus dem Jahr 1939 ist heute noch vorhanden, dient aber nicht mehr als Schule, sondern ist in privater Nutzung.

Zur Geschichte von Lüllemin nach 1945

Lüllemin wurde am 7.3.1945 von den Russen erobert. Die erst an diesem Tag geflüchteten Bewohner kehrten nach und nach wieder zurück und wurden von den Russen zu Feld- und Stallarbeiten eingesetzt, deren „Entlohnung“ das Überleben kaum sicherte. Seit dem Sommer 1945 wurden Polen im Dorf angesiedelt. Das weitere Schicksal der Lülleminer war unterschiedlich. Während ein Teil der deutschen Bewohner ausgewiesen wurden, einige die Flucht aus unerträglichen Verhältnissen wagten, wurde anderen die Ausreise verwehrt. So sind bis in die späten 50er Jahre dort Deutsche ansässig. Unter den Konfirmanden 1946 waren fünf aus Lüllemin. Beerdigungen fanden bis 1946 meist durch einen Pastor statt (den Quackenburger Pastor Lechner oder Pastor Siegried Finkbein aus Zirchow, die beide 1946 ausgewiesen wurden). Der Eintrag „still beerdigt“ zeigt das Fehlen eines Geistlichen an. Unter den Verstorbenen waren mit 83 Jahren der Mühlenmeister Eduard Lück (1946) wie auch eine ostpreußische Flüchtlingsfrau aus dem Kreis Gerdauen (1947). Der ehemalige Friedhof ist heute verwüstet, nur ganz wenige Grabbezeichnungen sind noch vorhanden. Von nach 1945 weiterhin im Dorf wohnenden Deutschen berichten auch die Taufen, die zwar nicht sehr zahlreich sind, aber bis ins Jahr 1957 reichen mit ebenfalls deutschen Taufpaten.