Zur Geschichte von Zechlin bis 1945

Die Geschichte von Zechlin ist eng mit dem pommerschen Adelsgeschlecht der von Grumbkow verbunden. Dieses Geschlecht wurde bereits 1457 zusammen mit Zechlin mit den Gütern Grumbkow, Runow und Poganitz von dem König von Dänemark, Schweden und Norwegens und Herzog von Pommern belehnt. Bei dem Lehenswesen handelt es sich um ein politisch-ökonomisches Beziehungssystem zwischen Lehnsherren und Lehensnehmern und bildete vor allem im Heiligen Römischen Reich die Grundlage der spätmittelalterlichen Gesellschaftsordnung.

Bei einem Lehen handelte es sich um ein weltliches Gut. Es konnte sich dabei um Ländereien, Rechte, politische Ämter u.a. handeln. Der Lehnsherr (Eigentümer) übergab es in den (zumeist) erblichen Besitz eines Lehnsmannes, Eigentümer blieb der Lehnsherr, Besitzer wurde der Lehnsmann. Direkter Nutznießer wurde der Besitzer, gleichzeitig ging die Verwaltung und Pflege des Lehngutes an ihn. Für dieses Nutzungsrecht erwartete der Lehnsherr Unterstützung bei politischen oder z. B. militärischen Aktionen. Mit dem Lehnseid schworen sich beide die gegenseitige Treue.

Das Geschlecht der von Grumbkow, ein altes pommersches Adelsgeschlecht, befand sich bereits vor 1400 im Besitz von Runow. Ein gleichnamiges Stammhaus „Grumbkow“ existierte im Landkreis Stolp.

Die Stammreihe der von Grumbkow beginnt bei dem 1402 geborenen Klaus von Grumbkow, der später als Gutsbesitzer auf Grumbkow genannt wurde. In der Zeit von 1529 – 1679  gelangt Zechlin durch weitere Lehnbriefe zeitweilig in den lauenburgischen Distrikt. Hans Friedrich von Böhn verkauft das Gut am 28.03.1679 erblich an den geheimen Rat Joachim Ernst von Grumbkow (1637-1690), neben Zechlin betraf das auch die Lehne Gr. Runow und Grumbkow.

Er konnte folgende Ämter und Titel vorweisen: Kurfürstlicher Brandenburgischer Wirklicher u. Geheimer Staats- u. Kriegsrat, Oberhofmarschall und Schloßmarschall zu Berlin. 1682 vergrößerte er seinen Besitz, indem er Gr. Gluschen für 4200 Reichstaler kaufte. 1683 erwarb er das ehemalige Zitzewische Lehn Lupow, 1684 Darsin u. Pottangow von den Puttkammers. In den nächsten Jahren vergrößerte er den Besitz kontinuierlich weiter. Mit seiner ersten Ehefrau Dorothea von Wreech hatte er keine Kinder. Nach ihrem Tod heiratete er Gertrude Sophie, geb. von Grote (1653-1893). Aus dieser Ehe gingen fünf Söhne als männliche Erben hervor. Als er 1690 starb, ging das Erbe an sie und wurde 1693 durch einen Teilungsvergleich über das gesamte Güterwesen bestätigt:

Otto Christian von Grumbkow (*1672) kam in den Besitz von Gr. Runow, Zechlin, Varzmin (a) und Vangerske. Und nach dessen Tod ging der Besitz über an seinen Bruder Philipp Otto (1684-1752). Dieser verkaufte 1707 den Besitz auf 15 Jahre an von Zitzewitz und dessen Erben. Die Erbanteile des dritten Bruders Karl Ernst, der 1703 starb, gelangten danach in die Hände des Bruders Friedrich Wilhelm (1678-1739), z.B. Grumbkow, Darsin, Pottangow, Gluschen.   

Friedrich Wilhelm von Grumbkow (*1678) starb allerdings bereits 1739. Er hinterließ keinen männlichen Erben, der Besitz ging an David von Grumbkow. Und nach dessen Tod 1752 an seine Söhne. Es gab erneut einen Teilungsvergleich. Zechlin und weitere Güter bekam der jüngste Sohn Lieutnant Friedrich August Otto von Grumbkow, nach seinem Tod fiel alles an den letzten männlichen Erben, an seinen älteren Bruder Philipp Wilhelm *26.06.1711. Er wurde der letzte männliche Erbe der von Grumbkows. 

In der Hufen-Klassifikation von 1717 finden sich folgende Eintragungen:

  • Besitzer: Dionisius von Zastrow
  • Bauern: 1. Adam Manzesky; 2. Michel Manzesky
  • Cossäth: Michel Vehling

Mehrfach waren Teile der Güter in den Mitbesitz verschiedener Lehnsherren gekommen. So z. B. an von Bonin, von Czarnowski, von Zastrow (gen. 1724). Letztlich konnte der Besitz aber bei den von Grumbkows zentriert werden.

Nachdem Generalmajor Philipp Wilhelm von Grumbkow (1711-1778) das Erbe übernommen hatte, verlegte er die Bauern und Kossäten von Zechlin nach Groß Runow. So wundert es nicht, wenn man in den historischen Zeugnissen danach fast nur Freileute in Zechlin findet.

Nach dem Tod dieses letzten grumbkowschen Besitzers, Generalmajors Philipp Wilhelm von Grumbkow (+21.09.1778 in Lupow), erbte 1779 die einzige Tochter, die Witwe Friederike von Podewils, geb. von Grumbkow das Gut. Sie war verheiratet gewesen mit dem 1778 gestorbenen Carl Alexander von Podewils. Friedrich Wilhelm von Grumbkow hatte die Übergabe des Erbes an die Witwe Friederike von Podewils, geb. von Grumbkow, erfolglos anzufechten versucht (lt. Gerichtsurteil vom 29.12.1779).

Ludwig Wilhelm Brüggemann beschrieb in seinen gegenwärtigen Zustandsbeschreibungen (hg. 1784, Stettin) Zechlin als ein zu dem Gute Gr. Runow gehöriges Bauerndorf, bestehend aus 8 Bauern, 8 Kossäthen, 1 Schulmeister, 18 Feuerstellen. Es handele sich um ein zu Schurow „eingepfarrtes altes Grumbkowsches Lehn, welches ehemals ein Vorwerk hatte, nachher aber ganz zu einem Bauerndorfe gemacht wurde, und jetzt von der Witwe von Podewils, Friederika geborene von Grumbkow, beseßen wird.“ (Brüggemann, S. 1020)

1806 stirbt Friederike von Podewils, bereits 1800 hatte sie die Güter auf ihre beiden Töchter übergeben. Diese waren 1805 überein gekommen, dass alle Güter in den Besitz von Albertine Friederike Sophie von Podewils *16.03.1773 kommen sollten. 1790 hatte sie Ernst Friedrich Otto von Bonin geheiratet und so gelangte der ehemals grumbkowsche Besitz schließlich an die Familie von Bonin. Nach ihrem Tod 1818 übernimmt der Gemahl das Erbe.

1827 übernimmt Sohn Otto Heinrich Ferdinand von Bonin *12.10.1795 das Familienerbe; er starb 1862 in Darsin. Da er kinderlos blieb, wollte er aus dem Besitz ein Fideikommiß konstituieren. Damit würde der Besitz zukünftig mit einem gebundenen Teil (dem Obereigentum) Familienbesitz bleiben. Gleichzeitig würde dadurch ein Nutzungseigentum geschaffen, das nur einem Familienmitglied zur Verfügung stünde. 1855 wurde der gesamte Güterkomplex Lupow, zu dem Zechlin ebenfalls gehörte, tatsächlich Fideikommiß.

Ursprünglich bildete das Gut Karlshöhe den Kern des Gutsbezirks Zechlin. Es existierte lt. Pagel noch 1895, 1905 aber nicht mehr.

 

1871 umfasste Zechlin 60 Einwohner. Kaum ein Ort in der Umgebung kann so viele Hofbesitzer und Eigentümer vorweisen. In der Auswertung der Kirchenbücher von Schurow ließen sich lediglich 3 Tagelöhner und 5 Knechte in der Zeit von 1864-1945 finden.  Auch Handwerker gab es kaum, lediglich der Beruf des Schmieds ließ sich finden. Der historischen Dorfform nach handelte es sich um ein kleines Gassendorf.

1939 gab es im Dorf 30 landwirtschaftliche Betriebe. Auch wenn sich hauptsächliche Eigentümer und Hofbesitzer finden lassen, kann man nicht von großem Reichtum sprechen. Im Gegenteil, die bäuerlichen Höfe waren eher bescheiden, die Landgemeinde verfügte über viel Moor aber wenig Wiesen. So mussten die Bauern weit bis in die Lebaniederungen gehen, um das Heu für ihr Vieh zu besorgen. Trotzdem lebten sie in guten Verhältnissen und hatten es sogar zu beachtlichem Wohlstand gebracht. Felix Rahn beschrieb die alteingesessenen Landwirte im Stolper Heimatblatt als fleißig und sparsam. Weit sei diese Sparsamkeit bekannt gewesen und so wurde die „Redensart ‚knickerig wie die Zechliner‘ überall bei jeder passenden Gelegenheit angewandt.“ (Felix Rahn)

 

Die landwirtschaftlichen Betriebe umfassten:

 

0,5 - 5 ha 1 Betrieb
5-10 ha 2 Betriebe
10-20 ha 15 Betriebe
20-100 ha 12 Betriebe

 

Neben den Landwirten kamen folgende Berufe in Zechlin vor:

 

  • Briefträger: Carl Nofz; Friedrich Radde
  • Eisenbahner: Hermann Kaufmann; Helmut Rebischke; Carl Tribeß; Johann Warbelow
  • Groß- u. Viehhändler: Walter Oskar Golchert
  • Hofmeister: Carl Friedrich Pelz
  • Maurer: Gustav Pauly
  • Schäfer: Arthur Hugo Meyer; Julius Wank
  • Schmiede: Paul Hackbarth; Carl Kleinke *err. 1833; Erwin Arthur Albert Wendt *1913
  • Schuhmacher: Friedrich Bastubbe; Gustav Kreft; Willi Kramp; Willi Kranz; Adolf Marzusch; August Trippler;
  • Zimmermann: Willy Hückstadt

 

Auch in Karlshöhe gab es vor allem Hofbesitzer und Landwirte.  Aber auch Eisenbahner, Bahnwärter und andere, die Eisenbahn betreffende Berufe waren vertreten, was sicherlich durch die Nähe von Karlshöhe zur Reichsbahn und den damals noch häufig vorkommenden Stellwerken und  Bahnwärterhäusern zu erklären ist. Der Bahnhof in Pottangow war zu Fuß schnell erreichbar.

Bürgermeister u. Gemeindevorsteher

  • Paul Eberhard, stellvertretender Amtsvorsteher (gen. 1933)
  • Walter Golchert, Bürgermeister (gen. 1939)
  • Carl Kleinke, Gemeindevorsteher (gen. 1873)
  • Hermann Marzusch, Gemeindevorsteher (gen. 1892)
  • Theodor Stenzel, Gemeindevorsteher (gen. 1934)

Kirche

Die Dorfbewohner waren alle evangelisch. Zechlin gehörte zum Kirchspiel Schurow, von dem die Kirchenbücher ab ca. 1864 – 1945 erhalten blieben.

Allerdings gehörten viele der ev. Zechliner der Altlutherischen Separatistenvereinigung an. Diese „Altlutheraner“ oder „Separatisten“ genannten Gläubigen führten teilweise eigene Kirchenbücher. Für die Jahre 1847-1875 wurden die Taufen Heiraten sowie Sterbefälle in den Kirchenbüchern in Darsin geführt.

Folgende Zechliner Familiennamen tauchen in dem Altluth. Kirchenbuch von Darsin auf:

 Knack, Kross, Lindstädt, Peltz, Tirosch, Wendt.

Schule

Die Landgemeinde Zechlin verfügte 1932 über eine einstufige Schule. Der Lehrer Willi Trettin unterrichtete 30 Schulkinder.

Weitere Lehrer:

  • Martin Bieber
  • Johann Brodt
  • Johannes Neumann
  • Rudolf Röske

Ortsteil Karlshöhe

Haus Nr. 1: Wilhelm Wendt
Haus Nr. 2: Rebischke-Kabus
Haus Nr. 3: Walter Wendt u. Gerti (Gertrud Kohlgraf), Rudi Mienert
Haus Nr. 4: Paul Woitha u. Ehefrau Herta geb. Wendt, vw. Kleinke
Haus Nr. 5: Alfred Woitha (Bruder von Paul Woitha) u. Ehefrau Erna geb. Pomplun mit ihren Kindern: Erwin *1926; Waltraud *1932; Charlotte *1938. Erwin galt als verschollen, nach ihm hat die Familie lange ergebnislos gesucht. 1947 stehen diese Woitha auf der Transportliste als Vertriebene von Stolp-Kawalsk.
Haus Nr. 6: Paul Grunst, Bauer u. Ehefr. Erika geb. Pelz mit ihren Kindern: Gisela *1937, Gerda *1939, Gerhard *1941
Haus Nr. 7: Max Kleinke, Hofbesitzer u. Ehefrau Minna geb. Willer mit ihren Kindern: Walter *1913; Paul *1920; Grete *1922, oo1944: Waldemar Pelz *1901, nach der Heirat Haus Nr. 10)
Haus Nr. 8: Ernst Raschke, Schneider (er bewohnte zunächst ein Haus zw. Nr. 5 und 6. Als es abgerissen wurde, bezog er Haus Nr. 8.
Haus Nr. 9: Familie Ernst Burandt u. Ehefr. Ella geb. Röthlisberger hatten ca. 13 Kinder. Aus diesem Grund wurde für sie vom Staat extra ein neues Haus gebaut.
Haus Nr. 10: Waldemar Pelz *1900, Landwirt u. Ehefrau Grete geb. Kleinke
Haus Nr. 11: Max Kleinke bezog mit Familie dieses neu gebaute Haus, vorher Haus Nr. 7.
Kleines altes Backhaus Hier wohnte Frau Misch. Ihr Ehemann ist im II. Weltkrieg umgekommen, sie hatten 3 Kinder:  Hubert *1934, +1942; Liesbeth *1940).
Die große Scheune gehörte Kleinke
Die Seltersfabrik gehörte dem Wilhelm Wendt *um 1854, er starb 1922 und hinterließ seine Ehefrau Mathilde, geb. Reifke u. 5 erwachsene Kinder: I. Hertha *1886, oo1905: 1. Albert Kleinke, 2. Paul Woitha; II. Helene *1889, oo 1916: Bruno Hoffmann, Kaufmann aus Köln; III. Wilhelm *1891, oo 1921: Katharina Pelz; IV. Anna *1894; Walter *1897, oo Gertrud Köhlgraf, Köln)

Familien der Landgemeinde Zechlin (alphabethisch):

I. Ortsteil Zechlin:

Namenliste Zechlin.pdf (62,1 KiB)

II. Ortsteil Karlshöhe:

Namenliste Karlshöhe.pdf (31,8 KiB)

Flucht und Vertreibung

Zu Flucht und Vertreibung schreibt Karl-Heinz  Pagel in „Der Landkreis Stolp in Pommern“ (1989, S. 1042): „Am 08. März 1945 brach die Gemeinde Zechlin auf Befehl des Ortsbauernführers zur Flucht auf. Der eine Treck zog über Schurow durch das Lebamoor nach Garzigar, wo er am 10. März morgens um 9 Uhr überrollt wurde. Die Flüchtlinge blieben zehn Tage in dem abseits gelegenen Klein Jannewitz im Kreise Lauenburg, bis die Masse der sowjetischen Truppen auf der Hauptstraße durchgezogen war. Der andere Treck nahm seinen Weg über Langeböse und Lauenburg und kam bis kurz vor Neustadt.“

Die sowjetische Panzeraufklärung hielt bereits am Abend des 8. März mit Infanterie Einzug in die Landgemeinde und das Dorf Zechlin. Der Aufbruch der Trecks war also erst in letzter Minute erfolgt. Am 09. März war der Ort kampflos besetzt. Es kam zu einigen harten Übergriffen, wie fast überall in dieser Zeit. Die Grauen des Krieges drangen überall bis in die kleinsten Dörfer. So wurde als Racheakt u. a. der Bauer Willy Raasch (*1896) erschossen; er hinterließ die Ehefrau Emma, geb. Pioch und die Tochter Elsbeth *1940.

Ein sowjetisches Kommando übernahm die Führung, bis Mitte September 1945 die Polen kamen und den Ort für sich beanspruchten.

„Auf beschränktem Wohnraum“ durften die ehemaligen Besitzer in ihren Häusern wohnen bleiben. Unter sowjetischem Oberkommando mussten viele auf dem besetzten Gut arbeiten.

Ein Teil der Ackerfläche von Karlshöhe wurde später dem Staatsgut Wiesenberg zugeschlagen. Immer mehr Deutsche wurden vertrieben und flüchteten, so es ihnen möglich war.

„Die Heimatortskartei hat später 65 vertriebene Dorfbewohner in der Bundesrepublik Deutschland und 47 in der DDR ermittelt.“ (Pagel)

Im Stolper Heimatblatt erschienen in späteren Jahren immer wieder Beschreibungen über hinterpommersche Orte. So schrieb z. B. Felix Rahn in den Stolper Heimatblättern zu Karlshöhe:

„Die Gebäude befinden sich zum größten Teil in einem schlechten baulichen Zustand, sind jedoch zumeist noch alle vorhanden, nur ein Haus ist zerstört, das rechts an 2. Stelle stand ... Fensterscheiben gibt es nirgends mehr. An ihrer Stelle sieht man überall Bretter, Pappe oder Sacktuch.“ (Stolper Heimatblatt, 1959, Nr. 2, S. 55)