Zur Geschichte von Labehn bis 1945

Nachdem im Laufe der Jahrhunderte die Besitzer des Gutes Labehn wechselten, wie die Familien von Grumkow, von Zitzewitz und von Gutzmarow, kam es durch Heirat in die Hände der Familie von Kleist. Die letzten Besitzer waren Oberst Leopold von Kleist - gestorben 1923, Rittmeister Leopold von Kleist - gestorben 1940 und Sohn Günter von Kleist - gefallen im 2. Weltkrieg.

 

Das Gutshaus in Labehn stammte aus dem 18. Jahrhundert und wurde bis zum Einmarsch der Roten Armee von der Familie von Kleist bewohnt.

 

Im  Mai 1939 hatte Labehn 328 Einwohner, die sich in 55 bäuerliche Betriebe aufteilten.

Nichtlandwirtschaftliche Betriebe waren
der Gasthof Helene Neitzke
die Kornmühle Erich Büssow
die Schmiede Friedrich Kossel
der Schuhmacher Wilhelm Finn
der Stellmacher Fritz Wegner
der Tischler Emil Rogalla
der Zimmermeister Otto Jeschkeit

Als Bürgermeister fungierte Gustav Brause.

Es gab eine einstufige Schule, in der die Schüler der Klassen 5 - 8 von 8.00 bis 13.00 Uhr und die Klassen 1 - 4 von 13.30 bis ca. 17.00 Uhr unterrichtet wurden. Die Einschulung und  Versetzung war jährlich zu Ostern.

 

Zum Gut Labehn gehörten auch die Vorwerke Friedrichshof und Kanada.

 

Ein großes gesellschaftliches Erlebnis war das dörfliche Erntefest, das in einem großen Lagerraum (Stahlhelmheim) stattfand.

 

Die Winter waren überwiegend kalt, und es lag meistens viel Schnee. Die Kinder rodelten an den Ufern der Lupow. Der Stellmacher Fritz Wegner sägte aus dicken Bohlen Ski, damit die Kinder Wintersport treiben konnten. Im Sommer fand das Badeleben ebenfalls an der Lupow statt.

 

In den Jahren 1944 und 1945 änderte sich das Dorfleben, es kamen Flüchtlingstrecks aus Ostpreußen, die im Dorf übernachteten und die Pferde versorgten. Die Schule wurde belegt und ab ca. Oktober 1944 hatten die Kinder keine Schule mehr.

Ortsgeschichte ab März 1945

Einige Tage vor dem Einmarsch der Roten Armee wurden die beiden Brücken in Labehn von deutschen Sprengkommandos zur Sprengung vorbereitet. Die in der Nähe wohnenden Einwohner wurden in entferntere Häuser evakuiert, um Personenschaden durch umherfliegende Betonteile bei der Sprengung zu vermeiden. Die Sprengung erfolgte nicht, weil die Brücke mit Eisenbahnzügen, in denen Flüchtlinge und Soldaten waren, besetzt war.

 

Die russische Besetzung erfolgte am 9. März 1945. Im Gutshaus wurde eine russische Kommandantur eingerichtet - alle arbeitsfähigen Männer und Frauen wurden für Feld- und sonstigen Arbeiten herangezogen.

 

In den Vorwerken Friedrichshof und Kanada wurden polnische Familien angesiedelt - die deutschen Besitzer wurden zum Verlassen der Grundstücke gezwungen.

 

Der Name des Dorfes Labehn wurde in den polnischen Namen Lebien umgewandelt.
Das Dorfzentrum wurde noch bis ca. September 1947 russisch verwaltet, danach wurden noch alle verbliebenen Bewohner ausgesiedelt oder in andere Dörfer vertrieben.
Die Verwaltung des Dorfes wurde von nun an von Polen übernommen.
Der Friedhof verwilderte - von den Polen wurde ein neuer Standort festgelegt.
Das Gutshaus wurde bis 1970 abgetragen.

 

Wenn man heute nach Lebien fährt zeigt sich auch hier eine positive Entwicklung. Es gibt neue Häuser, alte Häuser werden renoviert, es kommt viel Farbe in die Landschaft.
In der Schule wurde eine Verkaufsstelle für Waren des täglichen Bedarfs eingerichtet.
Leider ist es auch hier so, dass die jungen Menschen in die Stadt ziehen und die Alten bleiben im Dorf.