Zur Geschichte von Darsow bis 1945/1957
Zeugnisse gibt es für Darsow bereits aus vorgeschichtlicher Zeit: So ist lt. Pagel der Burgwall, der sich auf dem bewaldeten Schlossberg im Norden der Gemeinde befindet, ein solches Relikt.
Darsow findet bereits im Jahr 1310 eine erste Erwähnung. Die brandenburgischen Markgrafen Waldemar und Johann V. beurkunden, dass Stolp zur Stadt von ihnen erhoben sei. Die städtische Gerichtsbarkeit übergeben sie an Detbernus von Zirchow, dessen Sohn Johannes von Zirchow, sowie an Johannes von Darsow (1313 wird letztgenannter Bürgermeister von Stolp).
Das Gassendorf Darsow und das Gemeindegebiet ist vor allem durch das Gut in Darsow und deren Besitzer geprägt.
Bei der Familie von Stojentin, auch Stojenthin oder Stoyentin geschrieben, handelt es sich um ein altes pommersches Adelsgeschlecht. Als Stojentinische Lehen (Lehnswesen: Als Oberster Lehnsherr vergab der König oder Herzog Land oder Ämter =Lehen an den Fürsten, dieser wiederum konnte Lehen an andere Adlige vergeben bzw. an weitere Untervasallen und zur Bearbeitung auch an unfreie Bauern) findet Darsow 1453 unter dem Namen Darzowe Erwähnung, als Jereslaf Stoyentin to Darzowe in einer Urkunde benannt wird.
1523 wird Teslaff Stoientin tho Darsow in der Musterrolle erwähnt.
1717 enthält die Hufen-Klassifikation folgende Eintragungen:
1. Besitzer: Seel. Fridrich von Stoyenthins Erben, Seel. Hanß Jürgen von Stoyenthins Erben, Lorentz Christoph von Stoyenthin.
2. Bauern:
- Mit ½ Lh.: 1. Michel Kummin; 2. Jürgen Koppit; 3. Pawel Palasz;
- Halbbauern: 1. Gersonke Kummin; 2. Pawel Kopitt;
- Kossäten: 1. Pawel Kummin; 2. Jürg Kannies; 3. Christian Burow; 4. Pawel Gorloch; 5. Marzen Domasz; 6. Jon Wiantz; 7. Woyk Koppit.
Am 03.07.1731 erwirbt das alte Stojentinische Lehen Schidlitz mit dem dazu gehörigen Gut Schmelz für 640 Reichstaler Lorenz Christoph von Stojenthin.
Am 26.04.1732 erwirbt George Ernst von Stojenthin einen Teil des Stojentinischen Lehns Darsow und einen anderen Teil des Guts erhält am 28.09.1733 Lorenz Christoph von Stojenthin für 8200 RT (nebst Drzigowa).
Nach dem Tode des dritten Bruders gelangen einige Teile der Güter an die Familie von Grumbkow (1734).
1752 gibt es einen Teilungsvergleich, danach kommt Darsow im Wert von 8000 RT an Philipp Wilhelm von Grumbkow.
Nach dem Tod des Generalmajors von Grumbkow 1778 erbt die einzige Tochter, Witwe von Podewils, die Güter Schidlitz, Schmelz, Darsow, usw.
Lt. Brüggemann (s. Literaturliste) gibt es im Jahr 1784 in Darsow: 1 Vorwerk, 3 Vollbauern, 2 Halbbauern, 6 Kossäten, 1 Schulmeister, im Vorwerk Drzigowa: 1 Kossät, zusammen 20 Haushaltungen.
Vorwerk Schidlitz und Heide: 5 Haushaltungen. Auch das Vorwerk Schmelz ist Stojentinsches Lehn.
Im 19. Jahrhundert hat die Familie Stojentin Darsow und Schorin in ihrem Besitz. Letzte Eigentümer sind Robert von Stojentin und Sohn Emil von Stojentin.
Es gibt 2 Stammhäuser der Familie Stojentin, den Familienzweig A (Schwetzkow bei Stolp) und dem Familienzweig B (Darsow bei Lauenburg).
Emil von Stojentin ist 1844 geboren und heiratet 1875 die 19jährige Editha von Flemming, Tochter des Generalmajor a. D.
1912 stirbt Emil von Stojentin als letzter aus dem Familienzweig B der Stojentins.
Der Besitz geht an Leo Robert Alexander von Bonin über, einem Urenkel des Guthauserbauers Robert von Stojentin (weitere Ausführungen zu den pom. Adelsgeschlechtern s. u. Ortsbeschreibung Pottangow, Darsin u. Groß Runow).
In seinen Aufzeichnungen schreibt er:
„Es lag auf der Höhe mit seinem großen und weiträumigen Gutshof. Die Gebäude des Hofes waren wuchtig und schwer, und auf der Anhöhe alles überragend, lag das Gutshaus... nicht schön, dafür aber geräumig und praktisch gegliedert. Es bot einen weiten Blick über Felder, Täler und Wälder.“
Am 01.07.1930 übernimmt Leo das Gut vom Gutspächter Wilhelm Horch. Er ist der zweite Sohn des Rittergutsbesitzers Oskar Max Leo Robert von Bonin (1874-1906) in Mersinke und dessen Ehefrau Else Marie Franziska von Milczewski (1873-1945), geboren am 12.09.1902 in Mersinke, Kr. Lauenburg/Pommern. Sein älterer Bruder ist Carl Oskar von Bonin (*13.12.1898).
Bevor er das Gut übernimmt, besucht er das humanistische Gymnasium in Lauenburg und anschließend das Arndt-Gymnasium in Berlin-Dahlem. Von 1920 bis 1923 absolviert er eine Land- und Forstwirtschaftslehre. Ab 1923 bewirtschaftet er das Vorwerk von Darsow in eigener Regie und zieht schließlich vom Vorwerk Darsow zum Hauptgut ins Schloss Darsow.
In seinen Aufzeichnungen heißt es weiter:
„Die Bonität des Ackers war mittel bis gut, und um ihn zog sich im Halbkreis der Wald, zum Tal der Leba steil abfallend. Dort nun, wo sich der Anhang im Tal verlor, lag das neue Vorwerk und vor ihm eine tischebene Fläche kargen Ackers sowie weite Wiesen- und Weideflächen, die in den zweihundert Hektar großen Moorwald übergingen. Das Darsower Moor war von bezaubernder Schönheit. Unter den Kiefern und Birken wuchsen Sprickelholz, Himbeere und Nessel, und daneben standen Wacholder, von Riedgras und Porst umwuchert, und boten einem überreichen Wildstand Deckung und Äsung.“
Kindheitserinnerungen hat der neue Gutsherr nicht an dieses Darsow, denn es war bis 1930 verpachtet gewesen.
„Nur der Wald sowie die Jagd auf einem Teil des Gesamtareals unterstanden der eigenen Nutzung“
erinnert sich Leo Robert, wie er in der Familie genannt wird. Und wie in der Liebe kann es einem auch mit einem Objekt ergehen, jedenfalls entwickelt sich zwischen ihm und dem Gut in Darsow eine Tändelei:
„Erst als Jüngling entdeckte ich Darsow. Daraus entstand eine Tändelei, wie sie sich nicht nur unter Menschen, sondern auch zwischen Subjekt und Objekt vollziehen kann.“
Sicherlich versteht er die Aufgabe nicht nur als Erfüllung einer Tändelei, sondern auch als Fortführung einer generationenübergreifenden Ehre. Er selbst beschreibt es so:
„Schneller als geahnt wurde aus dem Spiel der Gedanken Pflicht und Auftrag zugleich, als es galt, das Erbe der Väter zu bewahren und zu verbessern.“
Seine Ehefrau ist Ruth Ilse Barbara von Reubeur-Paschwitz, geboren am 07.04.1906 in Berlin (Eltern: Admiral von Rebeur-Paschwitz und Dorothea von Bentivegni). Am 07.04.1929 wird der Sohn Hubertus Leo Oskar von Bonin in Darsow geboren, am 10.05.1932 die Tochter Brigitte Barbara Dorothea. Sohn Albrecht Axel Ludwig kommt am 18.02.1934 zur Welt und am 11.01.1937 wird der Sohn Joachim Kurt Eugen geboren. Zur Haustaufe am 04.04.1937 erscheint Pastor Dr. Gehlhoff aus Lupow, 7 Paten wohnen der Taufe bei.
Im selben Jahr geht es mit der technischen Ausstattung des Guts voran: Zwei Lanz-Bulldog-Trecker, ausgestattet mit 34 bzw. 45 PS, werden angeschafft. Mit einer Schnittbreite von 2,13 Metern hat das Gut jetzt auch einen Garbenbinder, der über eine Zapfwelle vom Trecker aus angetrieben werden kann. So können 2 (mit Sense mähende) Männer und die Frauen, die die Garben gebunden haben, eingespart werden.
Das Gut umfasst zusammen mit dem Vorwerk 1313 ha. Davon fallen auf:
- Ackerland: 440 ha,
- Wiesen: 78 ha,
- Weiden: 75 ha,
- Wald: 75 ha.
Der Viehbestand sieht folgendermaßen aus:
- 50 Pferde, davon 7 Gespanne zu je 4 Pferden sowie ca. 10 Zugpferde, des weiteren Zuchtpferde und Fohlen.
- 220 Rindviecher, davon ca. 93 Milchkühe, im Vorwerk 63 Milchkühe.
- 180 Schweine.
Geradezu lyrisch beschreibt der Gutsherr das Voranschreiten seiner Arbeit:
„...ich erntete in verschwenderischer Fülle, nicht nur materielle Güter, sondern mehr noch Freude an dankerfülltem Schaffen. Da, wo wenige Jahre zuvor Unland lag, schossen die Gräser üppig empor und wogten im Schein der Sonne, da standen die Viehherden widerkäuend auf den Koppeln, und die schwer sich neigenden Getreideähren gaben reiche Frucht, Nahrung für Mensch und Vieh ... und auch das kommende Geschlecht wuchs gesund und glücklich auf der heimatlichen Erde heran.“
1944 ist die Ehefrau Barbara von Bonin wieder schwanger. Am 17. Dezember 1944 wird eine weitere Tochter geboren: Ullricke Rosalie Marie, leider verstirbt sie aber kurz nach der Geburt an Herzschwäche und wird am 21.12.1944 beerdigt.
Als Darsow am 09.03.1945 von der Sowjetarmee besetzt wird, kommt das Gut unter Militärverwaltung. Leo von Bonin wird verschleppt und in Köslin entlassen. Aber er kehrt sofort nach Darsow zurück. Auf seinem ehemaligen Besitz arbeitet er nun als Landarbeiter und Nachtwächter.
1950 übernimmt die polnische Verwaltung das Gut und die Familie wird zwangsweise nach Kose, Kr. Stolp umgesiedelt. Dort arbeitet er bis zum 26.04.1957 als Forstarbeiter.
Am 27.04.1957 erfolgt die Umsiedlung in die Bundesrepublik. Die Familie wohnt dann in Hude, Kr. Oldenburg. Mit den „in alle Winde zerstreuten“ Darsowern bleibt Leo Robert von Bonin aber weiterhin in Kontakt, wie verschiedene schriftlich Überlieferungen zeigen (Rundbriefe, Ortszeitung „Die Klapper“).
Er stirbt am 11.07.1991.
(Die Zitate stammen aus den Aufzeichnungen von Leo Robert von Bonin: "Ein Augenblick in der Generationenfolge")
Das Alltagsleben in Darsow
Die Bewohner unterteilten das Bauerndorf Darsow in das Ober- und das Unterdorf.
Im Unterdorf waren die Tagelöhner angesiedelt, die auf dem Gut arbeiteten. Auch das Inspektorenhaus, 1925 abgebrochen und neu erbaut für den Inspektor Max Denzin, stand hier.
Das Oberdorf bestand fast ausschließlich aus Eigentümern (von Bauernhöfen).
Das Leben in Darsow war durch die Landwirtschaft geprägt. So gab es in den 30er Jahren 33 landwirtschaftliche Betriebe, wobei der durchschnittliche Grundsteuerertrag von 6,11, RM pro Hektar im Kreisdurchschnitt lag (5,95 RM). Die Betriebe teilten sich folgendermaßen auf:
20-100 ha: 4 Betriebe
10-20 ha: 15 Betriebe
5-10 ha: 9 Betriebe
0,5–5 ha: 5 Betriebe
In ihren Erinnerungen schreibt Christel Kamin 1985:
„Zu den wertvollsten Tieren auf unserem Bauernhof gehörten die Pferde. Sie waren besonders treu und machten die schwersten Arbeiten, dafür bekamen sie den Hafer. In der Winterzeit waren sie nicht ausgelastet. Um etwas Auslauf zu erhalten wurden sie, zu unserer Freude, vor den Schlitten gespannt. Wir durften uns in Pelzdecken stecken und mitfahren, bei klirrender Kälte, verschneiten Wäldern und Feldern, zum Gasthof und Einkauf bei Herrn Nemitz nach Schierwienz. Vater erwärmte sich mit heißem Grog, wir Kinder erhielten etwas zum Naschen, so blieben diese Schlittenfahrten unvergessen in unserer Erinnerung.“
Spezielle Aufgaben prägten die langen Winterabende in den bäuerlichen Haushalten. Die Männer fertigten aus Birkensträuchern Stallbesen, besserten das Pferdegeschirr aus, reparierten Handwerkszeug und flochten aus Weidenhölzern Körbe. Die Frauen kümmerten sich um die Wolle der selbst geschorenen Schafe, die Spinnerei war weit verbreitet. Auch die Kinder hatten ihren eigenen Anteil an der Arbeit, so z. B. beim Lockerkämmen der Wolle. Heutzutage kaum noch bekannt, oder vielleicht in Museumsdörfern vorgeführt, gehörten diese Arbeiten damals zum Alltag. Christel Kamin beschrieb es 1985 rückwirkend in der „Klapper“ so:
„Wir Kinder halfen beim Lockerkämmen der Wolle mit den Wollkratzern an der Kratzbank. Dies waren zwei Kratzbürsten aus Draht die übereinander gezogen wurden. Nachdem von den Frauen mit dem Spinnrad der Faden gesponnen ward, wurde dieser mit zwei oder drei Fäden mit dem Spinnrad zusammen gezwirnt. Die Wolle wurde in Lagen gewickelt, gewaschen, getrocknet und je nach Bedarf gefärbt. Hiervon strickten wir dann später...“.
Bei den Spinnabenden kamen die Frauen der Nachbarschaft häufig zusammen. Dazu brachten sie ihre eigenen Spinnräder mit und arbeiteten gemeinsam. An sonnenreichen Wintertagen gingen die Männer „ins Holz“, um das Brennholz für den nächsten Winter zu fällen. Auf den Höfen wurde es dann mit der Kreissäge zerkleinert und die Kinder halfen auch hier beim Hacken und Aufschichten des ofenfertigen Holzes in den Trockenschuppen.
Die Frauen nutzten diese Tage zum Federnschleißen, wobei die Frauen aus der Nachbarschaft sich reihum unterstützten. Das ging oft tage- und wochenlang so! Lt. Christel Kamin musste dafür extra ein Zimmer ausgeräumt und nur mit einem großen Tisch und Stühlen bestückt bleiben. Die Frauen setzten sich rund um den Tisch, die Haare unter einem Tuch zusammen gebunden. Dann ging es los: Säckeweise kamen die übers Jahr gesammelten Federn auf den Tisch, besonderer Beliebtheit erfreuten sich die Gänsefedern – aber auch Entenfedern wurden geschleißt. Federnschleißen heißt, die Daunen vom Kiel trennen. Türen und Fenstern mussten geschlossen bleiben. Jede Feder wurde einzeln bearbeitet, der Kielabfall auf den Boden geworfen. Der weiche Flaum kam in die Federbetten und Kissen. Oft gehörte diese Art von selbstgefertigtem Bettzeug zur Aussteuer der Mädchen. Begleitet wurde diese Arbeit – wie man sich gut vorstellen kann – mit Klatsch und Tratsch; aber es wurden auch Volkslieder gesungen.
„Es ging recht lustig zu“, schreibt Christel Kamin. „Der Tag wurde mit einem gemeinsamen Essen und kräftigen Umtrunk beendet.“ Zum Abschluss des Tages kamen häufig auch die Männer dazu.“
1935 wurde lt. Pagel die mittlere Dorfstraße gepflastert.
1936 baute man eine elektrische Wasserpumpe bei Otto Kamin, die mit Zapfstellen für andere Häuser (Krawetzki, Max Jeschke, Kwidzinski, Stricker) verbunden war.
Die vorwiegend evangelische Dorfbevölkerung ging nach Schurow zur Kirche. 1925 gab es lediglich 16 katholische Bewohner (3,7 %) in Darsow.
Alle Schüler, auch aus den Nachbardörfern, gingen in Darsow zur Schule. 1920 unterrichtete noch der Lehrer Pomplun die Kinder, 1921 kam Lehrer Reinhold Winkel aus Groß Garde nach Darsow und übernahm den Unterricht. Um 1927 gab es Fritz Buhrke als zweiten Lehrer neben ihm. Am 01.10.1929 löste der Lehrer Bruno Winkel seinen Vater an der Darsower Schule ab. 1931 stattete man die Schule mit elektrischem Licht aus, außerdem bekam die Schule das erste Radio im Dorf. 1931 wurde Franz Moldenhauer Lehrer in Darsow und 1932 wird Walter Dörrbecker als zweiter Lehrer benannt. 1934 erhielt die Schule eine Wasserleitung.
Über die Schulpädagogik ist wenig vermerkt, bekannt ist lediglich die Stellung des Lehrers. Er galt als Autoritätsperson, war häufig auch kirchlich eingebunden und gesellschaftlich hoch geachtet. Dem Lehrer widersprach man nicht, sein Wort war Gesetz. Unterrichten mit dem Rohrstock war verbreitet und „in der Ecke stehen“ als Strafe gehörte ebenfalls zur damaligen Pädagogik. Die Haltung der Schüler zum Lehrer war häufig von respektvoller Furcht geprägt.
Die Schüler lernten nicht nur in der Schule, sie halfen auch bei der Ernte. Die Ferienzeiten unterstützten diese Aufgaben teilweise („Kartoffelferien“).
Folgende Schüler besuchten 1929 noch unter Lehrer Reinhold Winkel (nach Aufzeichnungen 1962 von Bruno Geisendorff) die Oberstufe in Darsow (alphabetisch): Heinz Denz, Erika Krawetzki, Reinhold Lange, Fritz Pahnke, Heinz Pioch, Otto Reiske, Wilhelm Sänger, Erna Schwuchow, Klara Soike, Helmut Teichert.
1930 waren unter Lehrer Bruno Winkel folgende Schüler verzeichnet: Eleonore Bandemer, Walter u. Willi Bock, Willi Brust, Max Czadzeck, Herbert u. Paul Czarnowske, Else u. Frieda Denz, Irmgard Dzur, Bruno Geisendorff, Else Grubbe, Heinz Hardtke, Elli Hasse, Erich u. Frieda Hasse, Elli u. Rudi Hermann, Erich Hetzke, Irmgard Hingst, Frieda u. Fritz Jasper, Gerhard Jasper, Heinz Jeschke, Elsbeth Kamin, Erich Kischnick, Heinz u. Hertha Klakow, Anna u. Hildegard Kleinke, Fritz Krawetzki, Hilde u. Irma Krawetzki, Lotte Kutschke, Erna Kwidzinski, Fritz u. Traute Lietz, Frieda Pahnke, Gertrud Pahnke, Helene Pahnke, Hildegard u. Walter Reiske, Ernst u. Siegfried Sänger, Anneliese u. Werner Seils, Paul Stockmann, Franz Strichatz, Else Stricker, Maria Taschakowska, Elisabeth Tosch, Gerhard Wiecker, Werner Riss, Emilu. Hildegard Wittkopp, Günther Woitha.
1936 sind außerdem noch zu nennen: Günther Brust, Christel Dzur, Konrad Geisendorff, Hildegard Limberg, Franz Noffke, Elli Pahnke, Willi Reiske, Erika Riss, Siegfried Woitha.
Später diente die Schule den Flüchtlingen als Unterkunft und der Unterricht fiel aus.
Kriegs- und Nachkriegsjahre
Wie in den meisten hinterpommerschen Gemeinden und Orten blieben kaum Zeugnisse aus dieser Zeit erhalten. So fällt die Recherche schwer und kann sich z. T. nur auf die zunächst mündlichen Überlieferungen der Augenzeugen aus damaliger Zeit stützen, inzwischen (2015) handelt es sich höchstens noch um schriftliche Aufzeichnungen dieser Überlieferungen oder Erzählungen aus zweiter und dritter Hand.
Von einigen ehemaligen Bewohnern aus Darsow wurde später in der Bundesrepublik die "Ortsgemeinschaft Darsow" begründet und eine kleine Dorfzeitung, genannt "Die Klapper", herausgegeben. Erinnerungen an die letzten Jahre in Darsow kann man daraus entnehmen.
Über die Kriegsweihnacht 1944 heißt es:
"Man war noch mit Freunden, Nachbarn und Bekannten zusammen, wenn auch die Angst immer lauter in uns wurde vor dem, was denn nun kommen würde. Flüchtlinge aus Ost- und Westpreußen zogen durch das Pommernland und fanden Herberge in Scheunen und Stallungen, bei Familien und Schulen, um neue Kräfte zu sammeln für den weiteren Weg. Verschneit waren Wege, Straßen und das Elend begann. Die Lokomotiven vor den Transportzügen hatten schwer zu ziehen den Runower Berg herauf und so manche musste verschnaufen, denn auch sie brauchte neue Kraft. Überhaupt, es fuhren mehr Züge, denn die näher rückende Front musste versorgt und Verwundete in Sicherheit gebracht werden. Auch in Darsow gingen die Familien daran, um sich zur gegebenen Zeit, auf die Flucht zu machen. Flüchtlinge aus Ostpreußen erzählten von Dingen, die sich zugetragen hatten, als sie in die Hände des Gegners gefallen waren, konnte man ihnen glauben?"
Diese Sätze sind in der Ausgabe 1984 – also 40 Jahre nach den Ereignissen – veröffentlicht. Bewusstsein über die eigenen historischen Anteile der Deutschen in der Zeit von 1933-1945 sind nicht zu erkennen.
In der Chronik "Darsower Erinnerungen" (erstellt von Bruno Geisendorff) steht zum Machtwechsel 1933 nichts. Lediglich die große Überschwemmung des Dorfteichs durch Schmelzwasser findet Erwähnung. Auch Pagel beschreibt diese als das große Naturereignis. Des Weiteren ist für 1933 die Notlandung eines Berliner Fliegers im Vorwerk vermerkt, der Aufnahme bei Förster Hermann fand. Bereits 1934 zog der Reichsarbeitsdienst (RAD) in das Vorwerk Darsow ein.
Im Spätherbst 1944 war eine Pommernstellung gebaut worden, um die Gegner aufzuhalten und zu bekämpfen. An der Reichsstraße 2, vor dem Anstieg des Runower Bergs, war ein Panzergraben ausgehoben worden. In den Köpfen aber versuchten viele Menschen mit Illusionen die Augen vor der Wahrheit zu verschließen:
"Keiner wusste etwas Genaues und doch waren die Menschen voller Hoffnung auch in dieser letzten Kriegsweihnacht."
Am 07.03.1945 erfolgte der Aufruf zum Volkssturm. In Darsow hatten Tross und Nachhut des schweren Bataillons 19 Quartier bezogen. Kurz vor Einmarsch der "Roten Armee" - in der Nacht vom 8. auf den 9. März 1945 – verließen sie Darsow. Bereits am Vormittag des 9. März 1945 war es dann so weit, Teile der 19. Sowjetischen Armee und des 46. Korps näherten sich über die Felder des Runower Weges dem Dorf Darsow. Sofort begann die Suche nach Wehrmachtsangehörigen und anderen für sie Verdächtigen.
In der Ausgabe 3, April 1985 der "Klapper" heißt es dazu:
"Ein verwundeter Soldat, der im Gutsgebäude Zuflucht gefunden hatte, 2 Eisenbahner wegen der Uniform, 1 Frau und der Kriegsinvalide Kurz (Ostpr) waren im Gutsgebäude die ersten Opfer, die kurzer Hand erschossen wurden. Ihre Leichen, außer der des Herrn Kurz, wurden in einem Grab im Schloßgarten begraben, wo sie auch heute noch am Wege links der ehemaligen Eismiete unter der Rasendecke als Namenlose ruhen. Ferner wurden im Ort erschossen die Bauern Rudolf Kuschel, Emil Litz und Otto Kamin. Diese Opfer und Herr Kurz wurden auf dem Darsower Friedhof begraben. Der in der Darsower Gemarkung wohnende Kriegsinvalide Siegfried Sänger wurde ebenfalls erschossen und sein Grab befindet sich am Laasker Waldrand."
Weiterhin wurden 1945 (von sowjet. Soldaten) erschossen: Otto Hasse, Fritz Krawetzki, Hermann Lietz, Albert Pomplun, Gerhard Sänger, Max Schlegel.
Aus dieser Zeit stammen aber auch Familiengeschichten, die sich zwar lange halten konnten, schließlich jedoch - durch spätere Recherche – auflösten. Als Beispiel sei hier die "Familiensaga" der Wieckers erzählt. Ilse Steingräber schrieb am 25.11.1945 an ihre Schwester Eva. In diesem Brief schildert sie die Flucht mit Kind im März 1945 aus Pommern. Über die Familien Steingräber und Wiecker, die noch in Pommern waren, schreibt sie u. a.:
"Von den Pommern weiß man nichts. Meine holde Tante und Onkel Otto (gemeint ist Otto Wiecker und Ehefrau Martha) blieben im Bett liegen als wir türmten, es war zwischen 24.00 und 1.00 Uhr."
Aus dem weiteren Text geht hervor, dass sie aus Darsen oder Darsow geflohen waren. Nachfahren recherchierten im Stolper Heimatblatt (Jg. XI, Nr.2) und fanden dort den Namen Martha Wiecker. Danach war sie mit einem Aussiedlertransport am 12.11.1957 im Lager Friedland eingetroffen. Außerdem stand da, dass sie aus Darsow stammten. Nach dem Krieg hielt sich in der Familie hartnäckig das Gerücht, dass Otto Wiecker, der Gutsverwalter in Darsow von sowjetischen Soldaten erschossen worden sei. Erst jüngst stieß ein Nachfahre in der Heimatstube in Bonn auf die Aufzeichnungen von Bruno Geisendorf von 1962. Sein Dorfplan mit Erinnerungen und kleinen Zeichnungen umrahmt, ist nicht nur aussagekräftig, sondern auch sehr liebevoll gestaltet. Danach bewohnte die Familie Wiecker ein Haus am Eingang zum Unterdorf und dem Gut, an der Straße Richtung Langeböse. Geisendorf bezeichnet ihn als Inspektor (vermutlich handelt es sich um das o. g. 1925 neu erbaute Inspektorenhaus, das zunächst für den Inspektor Max Denzin gebaut worden war). Da die sowjetische Militärverwaltung am 05.11.1950 Darsow an die polnische Verwaltung übergab, scheint das Gerücht, dass sie Otto Wiecker dort 1954 erschossen haben, unglaubwürdig.
Nach der ersten Ausweisung am 9. März 1945 aus Langeböse kam die junge Witwe Helene Wetzel, geb. Geschke, mit ihren beiden Kleinkindern für ein paar Monate nach Darsow. Sie lebte auf dem Gut, das zu dieser Zeit unter russischer Verwaltung stand. Im Juni 1945 ist dort ihre Tochter, etwa ½ Jahr alt, gestorben und beerdigt worden.
Weitere deutsche Familien flüchteten nach Darsow.
So erreichte auch Max Franz Gustav Ness (*10.07.1893) und Ehefrau Emma Elise Anna, geb. Rhode (*28.07.1892 in Langeböse) mit ihrer Tochter Hildegard Erna Emma (*23.02.1926 in Lischnitz) aus Langeböse Darsow. Sie fanden Unterschlupf in dem Haus der Familie Woitha.
Hildegard, genannt Erna, lernte in Darsow Werner Leo Kamin (*10.01.1930) kennen.
Bauer Karl Johann Heinrich Albert Kamin *05.12.1897 wurde verschleppt und kam am 20.05.1945 abgemagert und verlaust zu Fuß zurück. Er bekam Typhus, starb am 30.05.1945 in Darsow und wurde dort beerdigt. Die Familie Kamin musste ihr Bauernhaus ebenfalls verlassen, es wurde von den Polen besetzt. Sie zogen ins Gutshaus mit ein.
Als Werner Kamin 1994 Darsow besuchte, erkannte er den alten Küchenherd sofort wieder, der immer noch in ihrem Bauernhaus stand. Von August 1945 - September 1957, erst unter russischer dann unter polnischer Verwaltung, mussten die Familien in der Landwirtschaft und im Kuhstall arbeiten.
Familie Ness reiste im Oktober 1957 über das Lager Friedland und Wentdorf aus.
Die Familie Kamin bekam die Ausreisegenehmigung im Dezember 1957. Noch vor dem Weihnachtsfest kamen am 12.12.1957 Mutter Emma, geb. Freitag mit ihren Kindern aufgrund einer Zuzugsgenehmigung direkt in Hagen beim ältesten Sohn Herbert Kamin (*01.03.1925) an. Dieser hatte sich zur Aufnahme in seiner kleinen Wohnung bereit erklärt.
Gerda Kamin hat 1957 noch in Darsow geheiratet. Die kirchliche Trauung fand in der Evangelischen Kirche in Schurow statt. Dort hatte die Familie Kamin früher eine eigene Kirchenbank besessen. Sie begab sich hochschwanger auf die Ausreise nach Hagen. Als die Tochter geboren wurde, bekam sie dort deshalb ein eigenes Zimmer zugewiesen.
Gerda Gertrud Kamin *20.04.1937 oo 11.11.1956 in Darsow mit Bruno Noffz
In den Jahren 1944-1957 hatten sich die Familienmitglieder nicht mehr gesehen; viele Jahre arbeitete Hermann Kamin an dieser Familienzusammenführung – was muss das für ein Wiedersehen gewesen sein…
Auch Werner Leo Kamin und Hildegard Erna Emma Ness heirateten schließlich, die Hochzeit fand am 30.12.1958 in Hagen, NRW statt.
Ebenfalls 1945 fand Paul Goldberg im Gutshaus Obdach und lernte dort Helene Pahnke kennen. Bereits im Mai 1946 heirateten sie in Schurow. In den nachfolgenden Jahren kamen die Kinder Ferdinand, Wilma, Gudrun und Sybille in Darsow zur Welt. Sohn Ferdinand starb bereits 1947 in Darsow. Als Spätaussiedler kamen sie, zusammen mit Maria Pahnke (Mutter/Schwiegermutter), im Spätherbst 1957 in die Bundesrepublik und konnten sich 1958 in Pforzheim ansiedeln. Hier wurde Sohn Manfred geboren. Paul Goldberg gehörte später mit zu den Begründern der "Pommerschen Ortsgemeinschaft Darsow" und war Herausgeber der Dorfzeitung "Die Klapper".
1958 wurden die letzten deutschen Bewohner aus Darsow von den Polen ausgewiesen. Es handelte sich dabei um die Familien von Richard Czadzeck sowie Gerhard Bewersdorf mit Schwiegermutter Helene Pahnke, geb. Reiske.
Lt. Pagel gab es 25 Gefallene, 30 Ziviltote und 34 Vermisste. 178 vertriebene Dorfbewohner wurden später in der Bundesrepublik und 95 in der DDR ermittelt.
Zu den Gefallenen (u. nach Verschleppung Verstorbenen) zählten: Günther u. Willi Brust, Albert u. Otto Erdmann, Ernst Fromm, Heinz Geschke, Ernst Greinke, Erich u. Karl Hasse, Walter Kamin, Franz Kirschnick, Karl Kossel, Max Krack, Willi Limberg, Willy Neumann, Willy Noffke, Erich Pahnke, Willy Reiske, Theophil Riss, Heinz Seils, Gerhard Wegner, Gerhard Wiecker, Günther Woitha.
Zu den Vermissten zählten: Paul Burandt, Max Chill, Gerhard Dezelski, Paul u. Walter Geschke, Willy Jass, Sohn Kamin, Paul Krawetzki, Karl Lange, Otto Paschelke.