Leben in der Landgemeinde Langeböse

Zur Landgemeinde Langeböse gehörten, wie bereits in der „Geographischen Lage“ einführend benannt, 8 Wohnplätze bzw. -orte. Dabei kann man von einem nördlichen und einem südlichen Teil sprechen, denn die Landstraße sowie die fast parallel dazu verlaufende Eisenbahnlinie Stolp-Lauenburg bzw. Stettin-Danzig „durchschnitten“ die Landgemeinde Langeböse von West nach Ost. Heutzutage kann man sich kaum vorstellen, dass Straßen, Bahnlinien ja, sogar Bäche oder Flüsse den Alltagsbereich eingrenzten. Tatsächlich bildeten sie auch früher kein Hindernis, aber irgendwie richteten sich die Menschen doch in ihrem Lebensbereich ein:

„Wir gingen immer auf ‚unserer‘ Seite der Eisenbahnlinie entlang, spielten im Wald oder hütete die Kuh auf der Wiese – die andere Seite der Landstraße kannten wir eigentlich kaum“, Originalton einer 10jährigen damaligen Schülerin.

 

Aber auch bei der Entwicklung der in Langeböse gesprochenen Mundart(en) lassen sich verschiedene historische Einflüsse feststellen. Dies lag wohl zu allererst an der besonderen Lage des Ortes am südlichen Rand eines kleineren Urstromtales, das sich unter eiszeitlichen Bedingungen als breiter Abflussweg von Schmelzwässern gebildet hatte. Westlich dieser Talniederung waren später neben anderen die Orte Wollin, Groß Podel, Neitzkow und Schurow, östlich davon die Orte Jannewitz, Wobensin, Karolinenthal, Mackensen und Vitröse gelegen.

Trotz wechselvoller Geschichte über die Jahrhunderte lässt sich feststellen, dass gerade auch Langeböse beidseitig, sowohl vom westlichen Pomoranen, zu dem auch das Stolper Land bis zur Leba reichte, als auch von dem östlichen Pomorellen zwischen Leba und Weichsel sprachlich geprägt wurde. Stritzel (1937) stellt in seiner Abhandlung „Die Gliederung der Mundarten um Lauenburg in Pommern“ heraus, dass schon frühzeitig im 14. Jahrhundert unter Einfluss des Deutschen Ordens im östlichen Pomorellen die deutsche Mundart in einigen Gebieten als Amtssprache eingeführt worden sei. Das wäre besonders dadurch möglich geworden, dass der Orden von den in Besitz genommenen Gütern jeweils ein Vorwerk selbst behielt, das restliche Land aber aufteilte und darauf schon deutsche Bauern ansiedelte. Letzteres habe auf insgesamt 17 Ortschaften im späteren Kreis Lauenburg zugetroffen, zu denen neben anderen Belgard, Bresin, Freist, Garzigar, Luggewiese, Neuendorf und Vilkow gehörten.

Später, nachdem der „Große Kurfürst“ 1657 durch den Bromberger Vergleich das Lauenburger Land als Lehen und 1773 es „Friedrich der Große“ zum „freien Eigentum“ erhalten hatte, seien dort auch noch die Siedlungen Bismarck, Krahnfelde und Hohenfelde entstanden, deren erste Bewohner zwar aus Polen kamen, die aber ursprünglich deutschsprechende Untertanen aus dem Rheinland, Hessen, Schwaben und Würtemberg gewesen seien.

Anders verhielt es sich im westlichen Stolper Lande; hierzu schreibt Brüggemann 1784: „Die meisten Einwohner in den Kirchspielen Garde, Rowe, Schmolsin, Glowitz, Zesenow, Stojentin und Schurow reden die Cassubische Sprache, die auch noch von einigen in den Kirchspielen Dammen, Lupow, Mikrow, Nossin und Budow gesprochen wird. Die Prediger in diesen Kirchspielen müssen daher ihre Predigten und übrigen Religionsvorträge sowohl in der deutschen als cassubischen Sprache halten, so daß wenn der Gottesdienst in der einen Sprache geendiget ist, der in der anderen sogleich seinen Anfang nimmt“. Es ist überliefert, dass es solche Gottesdienste in der alten Sprache in Schmolsin bis 1832, Groß Garde bis 1845 und  in Glowitz sogar bis 1885 gegeben hat.

Es darf also geschlossen werden, dass Langeböse mehr als viele andere über längere Zeit ein Ort der  Begegnung verschiedener Sprachen und Dialekte und letztlich auch ihrer Verschmelzungen gewesen ist.